Der Podcast zum Nachlesen

Viel Lärm um Kids – Der Podcast zur Kommunalwahl 2024
Wahlkreis 2: Bornim, Nedlitz, Bornstedt, Grube, Jägervorstadt, Uetz-Paaren, Marquardt, Satzkorn, Fahrland und Neufahrland

Aufgezeichnet am 29.4.2024 im Treffpunkt Freizeit, mit dabei waren: Kathrin Jackel-Neusser (SPD), Alexander D. Wietschel (Die Partei), Jörg Schindler (Die Linke), Lars Gindele (Bündnis 90/Die Grünen), Andro Heinz (CDU), Annabelle Bohn (FDP), Claudia Rödel (DIE aNDERE)

Moderation: Catharina Kahl und Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)


Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, herzlich Willkommen zur fünften und vorletzten Ausgabe der viel Lärm und Kids Podcast Tour durch die Potsdamer Wahlkreise. Wir sind heute ersatzweise im Treffpunkt Freizeit.

Weil eigentlich haben wir heute die Kandidaten und Kandidatinnen des Wahlkreises 2.

Potsdam Nord bei uns und wir wären gerne auch in einem Bürgertreff, einem Bürgerhaus oder einem anderen Ort im Potsdamer Norden gewesen. Das ist uns aber leider nicht gelungen, da etwas zu finden. Vielleicht thematisieren wir das nachher.

Wir noch. Wir sind Robert für den Kita Elternbeirat und…

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Cathi, Hallo.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Und wir machen jetzt eine kleine Vorstellungsrunde in zufälliger Reihenfolge, wie Sie bei uns hier auf dem Zettel stehen. Ich lese kurz einen Satz zu der jeweiligen Person vor und würde dann denjenigen oder diejenige bitten, ganz kurz auf die Frage zu antworten:

Der Potsdamer Norden ist der Teil der Stadt, der in den letzten Jahren am rasantesten gewachsen ist – zu Recht oder gibt es Dinge, bei denen es zu schnell ging?

So, wir starten mit Kathrin Jackel-Neusser, die nach ihrem Politikstudium bei verschiedenen Verbänden der Kinder- und Jugendmedizin gearbeitet hat. Seit 2021 Geschäftsführerin des Kindernetzwerk EVS ist und im Wahlkreis 2 für die SPD antritt, herzlich willkommen.

Kathrin Jackel-Neusser (SPD)

Danke schön. Der Norden ist spürbar gewachsen, und manchmal hinkt die Infrastruktur hinterher. Angebote wie Kitas und Schulen sind ja eine Zeit lang ausbaufähig gewesen. Viele Eltern haben nicht die Wunschkita oder die Wunschschule bekommen und das wird wahrscheinlich noch ein, zwei Jahre auch so bleiben. Und auch Krampnitz und die ganze Ecke hat natürlich für einen gewissen Stau gesorgt, und für Ängste, die man auch mitnehmen muss. Und trotzdem finde ich, dass man da schon auch dem Ziel nachgekommen ist, das Ganze behutsam zu entwickeln. Weil beispielsweise. Also ja auch dann gesagt wurde, “Gut, wir müssen Infrastruktur nachwachsen lassen”. Ich spür aber trotzdem, natürlich, und hab das auch am eigenen Leibe erfahren, dass man nicht immer sofort das bekommt, was man möchte. Mich treibt vor allem um, dass im Bereich Jugendeinrichtungen wirklich viel fehlt, und das macht mich auch persönlich betroffen mitunter.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Vielen Dank. Dann geht die Frage weiter an Alexander Wietschel. Der war bereits als Vertreter in der 2. Ausgabe unseres Podcasts zu hören, lässt es sich aber nicht nehmen, auch in dem Wahlkreis, in dem er antritt, die Position der Partei die Partei zu vertreten.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Ja, ich wollte eigentlich sagen, dass ich ganz aufgeregt bin, das erste Mal an so einer Veranstaltung teilzunehmen. Aber Zack, daneben…. Ja, der Potsdamer Norden, also was soll ich dazu sagen? D er ist ja so weit weg von Potsdam, dass man Mühe hat auch noch die Verbindung zu halten und auch die geplanten Experimente wie Krampnitz und so ein paar Schlüssellöcher, die dazwischen noch gebaut sind. Die glaub ich, die helfen auch nicht, die Rolle der Kinder und Jugendlichen in den Potsdamer Außenbezirken so zu stärken, dass sie auch das Gefühl haben, in der Landeshauptstadt zu wohnen.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank geht es weiter mit Jörg Schindler. Jörg Schindler ist Fachanwalt für Arbeitsrecht, er ist Vorsitzender, Vorsitzender des Kreisverbands Potsdam der Partei Die Linke und steht für eben diese im Wahlkreis 2 auf dem Wahlzettel, herzlich willkommen.

Jörg Schindler (Die Linke)

Ja, vielen Dank für die Einladung. Ich muss zugeben, dass ich die Frage nicht ganz verstehe. Weil, was heißt denn das praktisch? Wir können ja nicht sagen, die Leute sollen nicht dahinziehen. Auf der praktischen Ebene ist es so: Wer, und ich würd sagen das ist eine gute Sache, wenn Potsdam wächst, wenn der Norden insbesondere auch wächst und der Anspruch von Politik muss doch dann sein, die entsprechenden infrastrukturellen, aber das heißt eben auch konkret Kita, Schule, ähnliches, Verkehr und so, dementsprechend im Bedarf dann auch anzupassen. Und da braucht es natürlich gewisse Investitionen, da braucht es natürlich auch Ausbau, ist ja klar. Wir hatten in der Vergangenheit die eine oder andere Schwierigkeit. Ich glaube aber schon, dass ein paar gute Schritte gegangen worden sind, gerade im Norden. Dass es da jetzt eine kommunale Kita geben wird in Kürze. Dass es da eine Gesamtschule geben könnte, wenn wir wollten. Dass es zumindest auch sozusagen mehr Schulplätze geben muss. Dass die Schule am Schloss ausgebaut werden soll. Das sind alles die Anforderungen, die Politik dann umsetzen muss, und da kann man sich meines Erachtens die Frage nicht stellen, ob die Leute da jetzt wohnen wollen oder nicht, sondern es ist einfach ein Fakt.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Vielen Dank. Als nächstes würden wir gerne Lars Gindel bitten, die Frage zu beantworten. Er arbeitet als Analyst für nachhaltige Energie und Wärmetechnologien, engagiert sich unter anderem beim NABU und Tritt im Wahlkreis 2 für Bündnis 90/die Grünen an. Hallo.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Hallo und auch von mir vielen Dank für die Einladung. Wenn man den Anspruch hat, dass die Infrastruktur, damit meine ich auch die soziale Infrastruktur, mit der Bevölkerungsanzahl mitwachsen muss, dann muss man sagen, ja, da ist der Potsdamer Norden zu schnell gewachsen. Weil wir ja jetzt merken, wo ja mehr als 10.000 Menschen leben, es eben nicht genügend Schulen, Kitaplätze, Sportplätze – immer ein ganz heißes Thema – Spielplätze aber auch gibt. Da muss man sagen, ja, wenn man das gleichzeitig entwickeln möchte, so dass auch von Anfang an schon ein gutes Leben dort möglich ist mit der ganzen sozialen Infrastruktur. Dann ist es zu schnell gewachsen. Aber ich finde für die Zukunft gedacht, heißt es jetzt, daraus eben zu lernen und gleiche Fehler in anderen Stadtteilen oder auch in neu entstehenden Stadtteilen nicht mehr zu machen.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Weiter geht es in der Runde mit Andro Heinz, Kandidat der CDU im Wahlkreis 2. Er ist gelernter Mediengestalter, war viele Jahre aktiver Ruderer und arbeitet für die CDU-Fraktion im Landtag, herzlich willkommen.

Andro Heinz (CDU)

Danke für die Einladung. Ja, der Potsdamer Norden wächst natürlich intensiv. Da, wo ich heute wohne, habe ich früher als Kind noch auf der Wiese gespielt. Ich finde, das ist verständlich, denn der Potsdamer Norden ist schön zum Wohnen. Aber es wurde schon angesprochen, die soziale Infrastruktur hat es nicht geschafft gleichzeitig mitzuwachsen und ich glaube, wir werden das gerade auch mit Blick auf Krampnitz erleben, dass wir noch nicht richtig draus gelernt haben. Aber wenn wir jetzt draus lernen wollen, müssen wir wirklich anfangen, vorzudenken, was es bedeutet, wenn wir einen Stadtteil wie Krampnitz schaffen, dass wir Schulen, Kitas, aber auch Freiräume für Jugendliche, wo sie sich frei entfalten können, jetzt schon anfangen zu entwickeln und Konzepte zu arbeiten.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Danke schön. Annabelle Bohn hat Jura studiert, arbeitet heute als Regierungsrätin im Bundesinnenministerium und kandidiert im Wahlkreis 2 für die Freien Demokraten. Herzlich Willkommen und gerne die Frage an dich.

Annabelle Bohn (FDP)

Vielen Dank für die Einladung. Also ich finde, der Potsdamer Norden ist wirklich zurecht gewachsen, weil es total schön dort ist. Bornimer Feldflur und so weiter, ist total schön, um sich dort aufzuhalten, auch der Volkspark. Man merkt dort auch schon, dass es toll ist, dass neue Wohnungen entstanden sind, neuer Raum für Menschen zum Wohnen, aber uns fehlt tatsächlich noch Infrastruktur, tatsächlich soziale Infrastruktur. Ich find es gut, dass die Stadt auch die Verantwortung übernommen hat zu sagen Wir bauen eine Kita, um dort auch Kitaplätze vorzuhalten aber wir brauchen auch für familienplätze wo sie sich aufhalten können ich finde es schön, dass im Volkspark total viele Veranstaltungen stattfinden. Ich glaube, da kann man noch mehr machen. Und ich finde auch, dass man mit Krampnitz, da auch noch mal deutlich lernen kann, auch was Infrastruktur betrifft. Jeder und jede, die dort lang fahren, fragt sich, “wie soll das eigentlich funktionieren mit noch mehr Leuten, die dort von A nach B fahren wollen?”. Da haben wir auf jeden Fall noch besondere Herausforderungen. Andererseits ist es auch ganz cool, weil wir richtig coole neue Konzepte austesten können – also nicht in so gewachsenen Strukturen sind, sondern nochmal ganz neu anfangen können und neue Dinge ausprobieren können.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Und dann last but not least zu Claudia Rödel. Sie arbeitet im Institut für Biologie und Biochemie an die Uni Potsdam und ist im Wahlkreis 2 Kandidatin für die Wählergruppe die aNDERE. Herzlich willkommen.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Hallo, danke für die Einladung auch. Ja, ich bin auch ganz neu erst dabei in diesem Club und kann nur, sozusagen, jetzt als Anwohner oder Bewohnerin in Bornstedt meinen Teil dazu sagen, wie ich das erlebe. Wie ich das selbst erlebt habe als Mutter von 2 Kindern. Und ja, Bornstedt ist rasant gewachsen. Es ist wunderschön. Was ich immer nicht verstanden habe, warum man eigentlich als Stadt einem Bedarf hinterhereilen muss und wie es nicht sein kann, dass irgendwie Infrastruktur auch geplant werden kann, vorausschauend. Und ich denke, das ist etwas, was total fehlt. Die Möglichkeiten sind da. Ich glaube, es gibt genug kluge Köpfe, die sowas ausarbeiten können und auch tolle neue Formen und Konzepte, die man probieren könnte, obwohl ich das nicht… Ich glaube, Potsdam ist noch nicht so mutig. Aber ja, und das finde ich, muss besser werden. Wir müssen mehr an die Zukunft… und auch ja – wie soll ich sagen – nicht nur immer genau am Bedarf, an genau der Zahl Kinder arbeiten, die demnächst geboren werden, sondern vielleicht auch noch mal ein paar Plätze mehr. Damit man Resilienz aufbauen kann und Kapazitäten hat für die Dinge, die man nicht vorausplanen kann.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, ja, vielen Dank, da sind wir schon eigentlich mittendrin in allen möglichen Themen, Wir steigen mal ein tatsächlich in unsere Themenrunde und zuerst widmen wir uns den Fachkräften. So, die erste Fragestellung dazu richten wir direkt an Lars Gindele.

Das Wort “Fachkraft” klingt erstmal so beliebig und ist dennoch so wichtig. Alles hängt an Fachkräften und alles hakt, weil es an Fachkräften mangelt – Kita, Schule, Jugendhilfe, Pflege, Medizin und auch Verwaltung. Wir Rennen dem Mangel immer hinterher, versuchen auszubessern oder zu vertrösten.  

Was kann Potsdam tun, um sich dem Fachkräftemangel in unserer Stadt entgegenzustellen? Welche Ansätze sehen Sie hier speziell für den Bereich der Kinder und Jugendlichen?

Lars Gindele

Also ich find das gerade im Bereich der Kinder und Jugendlichen, wenn es darum geht, zum Beispiel im Kita-Bereich Erzieherinnen, Erzieher, aber auch wenn es um den Lehrerberuf geht es sehr oft aus einer Negativbrille betrachtet wird. Es wird die große Überbelastung, die zweifelsohne da ist, herausgestellt. Ich find wir sollten auch die schönen Seiten des Berufs und die Wichtigkeit, die Bedeutung dieses Berufs mehr in den Vordergrund stellen und dann aber auch die Berufsbedingungen genau danach ausrichten, was es uns wert ist. Und das heißt dann eben auch, dass man im Bereich der Erzieherinnen und Erzieher eben auch die Möglichkeiten schafft, wie in anderen Berufsfeldern auch, Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen. Dass man die Ausbildung so gestaltet, dass eben man nicht nur als Feuerlöscher überall herumrennt, sondern wirklich die Möglichkeit hat, zu lernen im Beruf. Und man kann es dann auch sicherlich mit anderen, ja Vorteilen, die man den Berufen mitgeben kann, versuchen wie Gesundheitsmanagement, wie andere Vorteile für städtische Betriebe zum Beispiel. Und ich finde, da kann man durchaus noch kreativer werden, aber ich finde eben wichtig, dass der Beruf aus einer Brille heraus betrachtet wird, die er verdient hat und nicht mehr so, ich sage mal, so schlecht geredet wird, sondern dass es eigentlich ein sehr wichtiger Beruf ist. Und dass man ihn dadurch auch so attraktiv macht, dass mehr Menschen in diesen Beruf einsteigen wollen. Ich find, wenn man den Beruf erst so aus dieser Überlastungsbrille schon beschreibt, dann kreiert man eine Stimmung, wo ich nicht glaube, dass viele Menschen solche Berufe ergreifen möchten.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Vielen Dank. Ich würde die Frage gern offen in die Runde geben, wer dazu was sagen mag…

Kathrin Jackel-Neusser (SPD)

Ich find es wichtig schon ganz früh anzusetzen, schon in der Phase der Ausbildung und des Studiums und sich zu fragen, “wie erleichtern wir es den jungen Menschen sich überhaupt für diesen Ausbildungsberuf, für dieses Studium respektive zu entscheiden?”. Und wo man durchaus auch selbstkritisch sein muss, aber da haben wir auch draus gelernt, in Bezug auf unser Wahlprogramm, ist, das Vorhaben, dass wir besonders solche Wohnformen auch fördern für Azubis in den Bereichen. Und dass man da wirklich auch guckt, dass solche Leute auch in der Stadt eine Wohnung finden, um überhaupt auch in diese Berufe, in diese Ausbildungsberufe gehen zu können. Und ich glaube, Wohnen ist da das A und O.  Und Wertschätzung, das sehe ich jetzt auch so, wie der Kollege sozusagen. Ich finde, dass Wertschätzung diesen wichtigen, ehrenvollen Berufen gegenüber sich auch ausdrückt, indem man regelmäßig ins Gespräch kommt, nicht nur so plakativ, sondern auch wirklich Berufsdialoge pflegt mit den Erzieherinnen und Erziehern oder mit Hortkräften und dass man einfach auch fragt, “Was brennt bei euch? Was sind so eure Themen, die euch umtreiben?”, weil diese Gespräche sind meistens am relevantesten, um dann auch schnell zu lernen und nicht nur kurz vor Wahlen, sag ich mal.

Jörg Schindler (Die Linke)

Also das ist ja so, dass Fachkräfte nicht deshalb fehlen, weil wir nicht genügend Leute haben, oder es keine Arbeitslosen oder ähnliches mehr gibt, sondern es hat ja was mit der Attraktivität des Berufs und so zu tun und auch mit der Attraktivität des Lebens. Wenn man also zum einen eine gute Bezahlung schafft, dann ist ein Beruf alleine deshalb auch schon deutlich attraktiver. Und ich finde, das muss man jetzt auch mal so direkt sagen, die Leute wollen einfach auch besser bezahlt werden und das hat was mit Tarifflügen, das hat was auch mit Arbeitszeiten zu tun und das hat, wenn es dann um die Frage der Belastung innerhalb dieses Berufs geht, auch was damit zu tun, ob wir in der Vergangenheit nicht unter unseren Verhältnissen sozusagen gelebt haben. Wenn es also darum ging, über Beanspruchungen in Kitas oder in Schulen von Lehrerinnen und Lehrern und auch von Erzieherinnen, Erziehern und so weiter. Und den dritten Punkt, den ich ansprechen will, er ist jetzt auch schon angesprochen worden, ist die Frage des Wohnens. Also das, ich nenne es jetzt mal des guten Lebens drumherum. Wenn man die Hälfte seines Lohnes allein schon für die Miete aufwenden muss, dann ist es faktisch eine Lohnkürzung, also auf der praktischen Ebene und vor diesem Hintergrund Bezahlbare Wohnungen hier in Potsdam ein ganz gutes Mittel, um den Fachkräftemangel zumindest etwas zu beheben. Weil das eben dann auch attraktiver ist, in solchen Berufen zu arbeiten.

Annabelle Bohn (FDP)

Ich finde, wir sollten auch darauf achten, dass wir den Lebensrealitäten der Erzieherinnen und Erzieher gerecht werden. Also dass wir schauen, dass die genauso wie wir auch Eltern sind und dass sie auch besondere Anforderungen haben. Und dass wir Konzepte entwickeln, wie wir in der Lage sind, dass sie auch ihr Leben freigestalten können. Dass wir die auch gut einsetzen können als Erzieherinnen und Erzieher und eben auch ihr Leben dann mit ihrem Beruf gut vereinbaren können.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Jetzt hab ich fast die Antwort vergessen. Ich wollte nur ganz kurz fragen, arbeitsrechtlich würd ich sie nachher mal kurz sprechen wollen. Aber zum Thema Erzieher und Struktur der Kinder und Schüler ist es ja auch so, dass die Budgets, die wir den Trägern zur Verfügung stellen, ja regelmäßig in der Stadt zusammengeschrumpft werden und es teilweise zu absurden Situationen kommt, dass die Träger bei Änderung der Tarifverträge plötzlich Unterdeckung haben. Und ich möchte Ihnen quasi nicht die Hoffnung nehmen, aber als Stadtverordneter kann ich Ihnen sagen, Sie brauchen viele unbezahlte Überstunden, um die Verwaltung zu kontrollieren und ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie weiter so viel Hoffnung noch behalten, weil da müssen wir sehr hinterher sein. Wir fordern auf jeden Fall elternfreie Überstunden für Kinder.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Dann machen wir weiter mit dem nächsten Thema, Ich glaube, der eine oder die andere hat gerade vergessen, seinen Namen und die Partei zu sagen. Also am Anfang. Also ich weiß nicht, kriegen wir aber hin, müssen wir üben.

Vielen Dank. Wir gehen zum nächsten spannenden Thema, dem Thema Inklusion. Die Frage würden wir zuallererst an Annabelle Bohn richten und danach aber natürlich auch die ganze Runde öffnen. Gesetzlich längst vorgeschrieben und gesellschaftlich immer wieder eingefordert, hakt es beim Thema Inklusion weiterhin in allen Lebensbereichen.

Warum schaffen wir es als Gesellschaft nicht, Inklusion uneingeschränkt zu leben und was wäre ihr, was wäre dein Ansatz für eine Kita für Alle, ohne dabei die Fachkräfte zu überlasten?

Annabelle Bohn (FDP)

Ja, also als freie Demokraten sind wir ja immer der Ansicht, dass für jede Person in unserer Gesellschaft Platz sein sollte und dass jede und jeder sein Leben in der Gesellschaft so gestalten kann, wie es sich gehört. Und Inklusion ist ein wichtiger Bestandteil, denn ich finde es ganz wichtig, dass wir auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. Und ich finde es auch sehr richtig, dass wir Konzepte schaffen, wie sich jeder und jede entwickeln kann und auch dazu gehört eben, wenn wir über das Thema Belastung reden, dass wir auch Erzieherinnen und Erzieher haben, die sich dem stellen können und die sich den unterschiedlichen herausfordernden Herausforderungen stellen können. Die Zeit dafür haben und dass wir das auch vielfältig und gut anbieten können.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Gibt’s andere Wortmeldung dazu aus der Runde? Gern. Dann danach.

Kathrin Jackel-Neusser (SPD)

Ja, also. Mich treibt das Thema Inklusion sehr um, beruflich und tatsächlich sehe ich natürlich dadurch auch die besonderen Chancen der Inklusion.

Ich bin der Ansicht, dass wenn man von Anfang an, also wirklich von der Kita an, einfach auch Kontakt zu Menschen mit chronischen Erkrankungen mit Behinderungen hat, dass es eine Stärke ist fürs ganze Leben. Und dass es also nicht nur immer so ein tragischer Umstand ist, als der es manchmal so rüberkommt, sondern es ist eine ganz große Bereicherung und ich kenn eigentlich keinen, der nicht persönlich von Inklusion profitiert hätte. Die, die vielleicht auch mal…also ich kann es aus der Klasse meiner Söhne auch sagen… die, die auch mal n bisschen langsamer sind, die fühlen sich einfach aufgehobener, die haben n bisschen mehr Respekt voreinander. Mein Kleiner brachte dann mal damals nach Hause, “Mama, irgendwie können wir doch alle unterschiedlichen Sachen gut” und das ist immer so eine Phrase, aber das haben die wirklich auch so erlebt im Alltag und das fand ich sehr schön. Man muss aber auch dazu sagen, dass natürlich die Bedingungen stimmen müssen. Wenn jetzt Lehrkräfte oder Fachkräfte komplett überlastet sind im Alltag und es gibt niemand, der unterstützt dann führt das oft zu prekären Situationen, und die muss man einfach strukturell verhindern. Und was ich ganz besonders traurig finde, ist, dass ich jetzt öfter auch hör, auch von Müttern mit behinderten Kindern, vor allem in letzter Zeit, die mir sagen, “Ja, wir haben eine Inklusionskita, aber wir werden gebeten, das Kind früher abzuholen. Mit dem Hinweis ist es ist nicht machbar” und das finde ich, ist echt traurig. Da wird dann auch der Ball irgendwo hingespielt nach dem Motto “Jetzt mach was draus”, aber die Mütter und Väter mit Kindern in der Situation sind genug belastet und das ist nicht fair, den Ball dann zu ihnen zu spielen und zu sagen, “jetzt hol dein Kind ab, komm drauf, klar.”.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Wir sind auch voll für Inklusion.

Weil es einfach so modern ist und die Zukunft ist. Und so sollte es sein. Deswegen werden wir uns auch voll dafür einsetzen, aber wie bei allen sozialen Themen ist es natürlich so. Das sind keine Profitbringenden, jedenfalls nicht sofort Profit bringenden Investitionen, die die Stadt dort macht und Soziales kostet einfach Geld und da helfen auch die besten Konzepte nicht, wenn die Leute nicht da sind. Und wie wir schon gesagt haben, der Job muss attraktiv sein, aber wenn ständig Leute wegfallen wegen Krankenstand, oder Urlaub oder so. Ich meine, jeder kennt das und jede Kita hat ständig irgendwie Tage, wo man dann die Kinder, wie gesagt, schon früher abholen muss und das ist ja ein Dauerzustand und deswegen müssen wir einfach am Betreuungsschlüssel arbeiten, der muss verbessert werden. Und wir müssen nicht am Limit arbeiten, und dass was das Land fortschreibt, irgendwie so knapp an der Grenze, sozusagen, darum rumeiern. Wir können als reiche Stadt Potsdam mehr leisten, aber es kostet Geld und dafür müssen wir uns aktiv entscheiden.

Andro Heinz (CDU)

Ich glaube, Inklusion haben wir dann geschafft, wenn wir niemanden mehr darauf hinweisen müssen. Denn sie sollte immer und überall möglich sein und ich glaube, aktuell haben wir in Potsdam da eine große Chance, weil – vielleicht wird es noch Thema – wir haben ja freie Kapazitäten, gerade was die Kita Plätze betrifft und das ist natürlich eine Möglichkeit, ganz neue Räume zu schaffen. Ob das irgendwie für Kinder ist, die vielleicht ein bisschen sensibel sind beim Lernen. Das wäre jetzt die Chance da Konzepte zu entwickeln und was auch schon angesprochen wurde, es muss natürlich auch die Fachkräfte vor Ort sein und das kann man nicht allein den Erziehern, glaube ich, überlassen. Die sind jetzt schon am Limit, wie wir hier gehört haben. Ein wichtiger Bestandteil ist einfach auch vor Ort Kita-Sozialarbeit fest in das System einzubauen. Und dann ganz genau zu gucken, welche Bedürfnisse hat jedes Kind? Und dann ein System zu entwickeln, wie alle gemeinsam miteinander leben können.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Inklusion ist ja Tatsache ein omnipräsenter Begriff, der eigentlich gar nicht das beschreibt, was man eigentlich will. Aber dazu hoffe ich, dass es später noch mal kommt. Speziell zu dem Thema Inklusionskita oder Inklusionsschule würde ich auch mal die Verantwortung, Tatsache, auf die Verwaltungsbereiche, gerade auch Jugendamt und so weiter legen, die ja auch aus den Kitas auch sehr viel Druck rausnehmen können, wenn sie ihre Aufgabe wahrnehmen. Dass quasi Konflikte, die vielleicht nur innerfamiliär sind, sozusagen nicht den Betrieb in der Kita noch mit beeinflussen, weil es keinen gibt, der der Familie hilft, quasi, auch die Probleme innerfamiliär auch schon mal angehen zu können. Und das ist ein Bereich, der ja im Jugendamt sträflich unterbesetzt ist. Und da sind ja alle Alarmlichter auf Rot. Ich hoffe, das bessert sich.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Da gibt es noch einen Haufen Nachfragen, aber die streichen wir an dieser Stelle und gehen über ins nächste Thema, bleiben aber in den Kitas. Frühkindliche Bildung und hier stellen wir als Erstes die Frage Jörg Schindler:

Wie sehen Sie Potsdam hier aufgestellt? Gibt es Dinge, die aus ihrer Sicht hier anders laufen als anderswo und wenn ja, besser oder schlechter?

Jörg Schindler (Die Linke)

Ich will einfach mal eine Geschichte erzählen, nämlich die von meinem Sohn. Als ich hierherzog, und zwar 2016 und es gab Null, Niente, keinen Kita Platz. Also das war die Situation, das war die reale Situation und ich zog aus Kreuzberg hierher, da gab es das und dann gab es erstmal keinen. Das war eine riesen Action hier einen Kitaplatz zu finden. Am Ende haben wir dann einen gekriegt in Fahrland. Das heißt, ich bin also jeden Tag da raus gegurkt, so und erst nach einer gewissen Übergangszeit, von ich glaub einem halben Jahr etwa, gab es dann tatsächlich einen in der Stadt selbst – also jetzt nicht, sozusagen, im Außenbereich. Und das war das erste Erleben. So, das zweite Erleben war, dass der Kita-Platz plötzlich Geld kostete, während er in Berlin kostenfrei war. Und das war gar nicht so gering, der Betrag. Und vor diesem Hintergrund also erklärt sich ziemlich genau, was wir da…wo wir ran müssen. So bei Einigem sind wir jetzt hier auch ran, es gibt eine kommunale Kita-Einrichtungen, es gibt einen Aufwuchs auch der Kita Plätze. Trotzdem finde ich, muss man da weiter am Bedarf entlangarbeiten und das Zweite ist natürlich die Frage der Kostendeckung. Das ist eine Landessache, ist mir schon klar, aber trotzdem ist es so, dass wir auch da sozusagen ran müssen, wenn wir tatsächlich bedarfsdeckend sein sollten. Und klar, jetzt hatten wir ja schon die Frage Potsdamer Norden und Bedarf. Ich glaube, hier müssen tatsächlich auch mehr Kitaplätze geschaffen werden. Wir haben jetzt die ganze Zeit darüber gesprochen, was es alles noch so gibt und Inklusion und so weiter, da habe ich mich jetzt gar nicht zu Wort gemeldet, sondern eher, man muss es ja in der Gesamtheit sehen. Dann, wenn also keine Überlastungssituation der Stadt eintritt, dann macht es sowohl für die Fachkräfte Sinn, dann macht es sowohl auch Inklusion leichter und dann macht es auch so für Leute wie mich, die 2016 hierher kommen, die Situation einfacher.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Gern wieder die Frage in die Runde.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Also ich find das, obwohl in Potsdam viele Dinge schon besser laufen als woanders, wie zum Beispiel die Anzahl der Kitaplätze – also da sind wir, glaube ich, einfach historisch bedingt auch, nicht nur in Potsdam, sondern auch in Brandenburg besser aufgestellt als woanders, was aber nicht heißt, das war gut aufgestellt sind. Und ich finde auch, dass wenn es darum geht, Akteure miteinander zu vernetzen, sei es jetzt Eltern, sei es Träger, sei es aber auch Träger mit wiederum anderen Angeboten, die dann noch dazu kommen können, Beratungsangeboten, therapeutischen Angeboten, Sprachförderung und so weiter, da finde ich, hat Potsdam auch noch Luft nach oben. Und dann natürlich das ganze Finanzielle, also wenn es darum geht, sei es jetzt Kita Beiträge, wo jetzt gerade das letzte Jahr beitragsfrei ist, aber eben der Rest nicht, also Kita Beiträge oder auch kostenlosen ÖPNV für Kinder und Jugendliche. Also was solche Sachen anbelangt, da denke ich, ist auch noch deutlicher Verbesserungsbedarf in Potsdam. Und den sollten wir auch wahrnehmen und da eben auch vorausschauend in anderen wachsenden Stadtteilen im Norden genauso planen, wie wir es uns hoffentlich aus Teilen wie Bornstedt gelernt haben, eben die Infrastruktur mit der Bevölkerungsentwicklung gleich mitzudenken oder eben auch schon vorausschauend zu planen und nicht erst hinterher zu hinken. Denn wir haben ja im Potsdamer Norden de facto noch viele Stadtteile, die weiter wachsen.

Kathrin Jackel-Neusser (SPD)

Also ich glaube, dass eigentlich alle Erzieherinnen und Erzieher wahnsinnig Freude haben, frühkindliche Bildung umzusetzen. Und ich sende da auch ganz viel Liebe zu Birgit aus der Kita Waldhaus an der Stelle, die das ganz großartig gemacht hat. Ich finde aber, dass man merkt, dass, je weniger Zeit halt auch da ist oder je höher der Krankenstand ist, desto mehr fällt dieses wichtige Thema auch irgendwie hinten runter und ich glaube, das Bedauern die Erzieherinnen und Erzieher selber am meisten, weil sie den Anspruch an ihre Arbeit haben, so habe ich das immer erlebt. Manch heres Konzept der frühkindlichen Bildung liest sich wirklich gut und wäre auch sehr wünschenswert, ist aber mit den aktuellen Personalschlüsseln noch nicht umsetzbar und ich glaube, da muss man einfach auch den Anspruch mit der Wirklichkeit besser verzahnen. Und ja, an der Stelle das Plädoyer, da einfach den Personalschlüssel strukturell zu verbessern, Kita Qualität zu stärken und frühkindliche Bildung dadurch zu ermöglichen, was sich ja auch schulisch einfach langfristig sehr auszahlt.

Alexander Wietschel (die Partei)

Ja, auch ehemaliges Kita Kind. Ich glaub, die frühkindliche Bildung oder frühkindliche Erziehung sollte eher in einem intimeren Rahmen sein, also in Wohnortnähe, nicht in großen Strukturen gedacht werden, flexibel. Weil die Kinderbetreuung ja ursprünglich eben auch eigenorganisierte Wurzeln hat. Und ich glaube da auch viel besser funktioniert, weil auch spezifische Eigenheiten von Kiezen oder Stadtteilen eben berücksichtigt werden können. Vor allen Dingen hätten die Kinder dann auch einen viel kürzeren Heimweg, weil sie sehr viel kürzere Beine haben… wenn die Eltern mal im Stau sind zum Feierabend.

Annabelle Bohn (FDP)

Ich hab vorhin schon mal angesprochen, dass es ja total cool ist, dass man in so einem Stadtteil, der sich neu entwickelt, neue Konzepte entwickeln kann und zu frühkindlichen Bildung gehört auch die frühfamiliäre Bildung sozusagen, weil es ist ja für alle auch eine Herausforderung, ne neue Situation und ich würde es auch schön finden, wenn wir Konzepte entwickeln können, wie wir auch das soziale Zusammendenken können und wie wir das integrativer denken können, wie wir verschiedene Aspekte des familiären Zusammenlebens vereinbar machen können, wie wir die ansprechen können, sodass wir da auch tatsächlich gleich von früh an eine richtige Chancengleichheit für alle Kinder herstellen können.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Fand ich voll gut – Integration als Stichwort. Ich wollte noch mal einen anderen Aspekt, der damit zu tun hat, hier aufbringen, und zwar weil ich bin auch 2015 gekommen mit 2 Kita-Kindern – also einem Krippenkind und einem Kita-Kind – und ich hatte Glück. Ich hatte einfach Schweineglück, dass ich die beide in die Unikita reingekriegt habe. Aber ich hab halt von den anderen gehört, wie schlimm das für die war und deswegen hab ich viel mitgefühlt. Ich hatte aber auch so eine Zwangssituation, weil manchmal war ich als Elternteil nicht so einverstanden mit allem, wie es in der Kita gelaufen ist. Und ich hatte aber keine Möglichkeit, vielleicht nach einem anderen Konzept mich umzuschauen oder vielleicht mit anderen Erziehern zu sprechen, mit denen ich eine bessere Chemie habe oder so. Sowas gibt es in Potsdam nicht. Man kann sich nicht ausrichten oder mal noch mal umentscheiden. Wenn man einen Kitaplatz hat, dann bleibt man da – so wie mit den Wohnungen, da bleibt man auch drin. Ja und das war so das eine Ding, weswegen wäre es toll, wenn wir mehr Kitaplätze hätten, als wir brauchen. Genau an der Kinderzahl bemessen. Und das zweite ist Thema Integration. Ich hab auch einen leichten Migrationshintergrund und bin aber total integriert aufgewachsen. Also hatte ich Glück, aber es gibt auch Eltern, die können nicht so gut Deutsch sprechen und die wünschen sich natürlich, dass ihre Kinder dann auch in der Kita oder in der Krippe Deutsch lernen. Es ist ja auch wichtig. Es ist für alle, gut. Aber ich glaube, dass es für die Erzieher noch mal eine extra Belastung sein kann, weil sowas kostet halt einfach auch Zeit, sich um die Kinder zu kümmern, sich mit denen auszutauschen und Zeit haben die meisten nicht, weil naja… weil es sind halt nicht genug Kollegen da, die sich dann um den ganzen anderen Rest kümmern, ne? Äpfel schneiden und Kotze wegwischen und sowas. Und wie gesagt mehr Kitaplätze, mehr Krippenplätze ist einfach die Antwort. Ja darauf und das verbessert dann auch wiederum die Arbeitsbedingungen, dann sind die Erzieher*innen auch wieder entspannter und können sich besser um unsere Kinder kümmern.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Spannende Einblicke! Das nächste Thema ist gerade auch schon angerissen worden, da geht es mal um die Kosten. Das ist vielleicht nicht so jedermanns und jederfraus Lieblingsthema, aber gerade für Eltern in Brandenburg doch noch ein ganz wichtiges Thema. Gerade in Potsdam sind die Elternbeiträge seit Jahren ein Reizthema. Die Stadt musste viele Millionen zurückzahlen und von stadtweit einheitlichen Beiträgen sind wir hier Lichtjahre entfernt. Die Frage geht zuallererst an Andro Heinz und dann gerne in die ganze Runde – Wie ist Ihre, wie ist Eure grundsätzliche Haltung zu Elternbeiträgen im Bereich Kita und Hort?

Andro Heinz (CDU)

Wir hatten das ja heute schon. Die Kita Beiträge sind ja im zweiten und dritten Jahr abgeschafft worden unter der aktuellen Landesregierung. Wir sind ja auch dran, wirklich, wir haben gesagt, als CDU wollen wir auch das erste Kitajahr kostenlos haben.Ich finde, man muss nur immer gucken, die Qualität darf natürlich nicht leiden. Das ist ganz wichtig und wenn wir sagen, dass die Kita kostenlos ist, müssen wir trotzdem irgendwie sehen, dass das Geld auch wirklich weiterhin dahin fließt. Dass wir schaffen, weiterhin Kitas zu bauen, um die Plätze auch über dem nötigen Muss zu richten. Es ist ja auch immer eine Debatte, dass die je nach Standort immer wieder verschieden sind. Das finde ich, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, woher das kommt. Hab ich jetzt in den anderen Runden auch noch nicht immer rausgehört, ob da jemand eine Idee für hat. Ist natürlich aber auch schwierig, denn es wurde schon gesagt, oft hat man gar nicht die Wahl, wo man sein Kind hinschickt, ob das das richtige Konzept ist oder nicht vielleicht. auch für die eigenen Kinder. Dann kann es natürlich nicht sein, dass man vielleicht nachher wirklich eine Kita bekommt, wo der Satz so hoch ist, dass es einfach wirklich eine finanzielle Belastung ist für die Familie, dass das Kind tagsüber betreut wird und schon frühkindliche Bildung erfahren darf.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Gibt es andere…nee, ergänzende, müssen gar nicht andere sein, kann auch die gleiche Haltung sein zum Thema Beiträge.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Wir Grünen hätten gern den Freibetrag, den für Kita gibt, gar noch höher gehabt, aber haben leider keine Mehrheiten dafür bekommen. Prinzipiell finde ich, wenn wir davon ausgehen, dass der Kita-Besuch zur frühkindlichen Bildung gehört, dann finde ich, sollte er kostenlos für alle sein. Bildung sollte einfach nichts kosten müssen. Es ist natürlich dann eine Frage, wie jetzt auch schon gesagt wurde, der Prioritätensetzung. Wenn man auf die Beiträge verzichtet, dann muss das Geld, wenn die Qualität nicht darunter leihen darf und man ja eigentlich noch eine höhere Qualität schaffen will, … dann muss das Geld woanders herkommen. Und das ist dann ne Frage der Prioritätensetzung und dann muss man sich halt auch in der Stadt darüber im Klaren sein, wo kann das Geld herkommen oder wo muss es vielleicht weggehen? Und dann ja und dann muss man vielleicht auch von so immer wiederkehrenden Vorhaben wie, weiß ich nicht, wir bauen eine Umgehungsstraße und machen das dritte Gutachten dafür.

Weiß ich nicht, ob dann das Geld dahinfließen muss oder ob man es nicht lieber in die Familien fließt. Aber da hat dann ja hoffentlich mit der Kommunalwahl jede Familie die Möglichkeit, darüber abzustimmen.

Jörg Schindler (Die Linke)

Ja, also ich will zumindest mal sagen, dass ich mich sehr freue, dass wir offenbar sehr einig sind in der Frage, dass es beitragsfreie Kitas geben soll. Das ist, find ich, ein großer gesellschaftlicher Fortschritt gegenüber dem, was wir ja in der Vergangenheit nicht so selbstverständlich hatten, um jetzt auch noch mal, so ein bisschen vielleicht, in die eine oder andere Richtung zu gucken. Bishin zur Frage, dass wir in der Vergangenheit auch Schulen oder Unis zum Teil mit Geldzahlungen versehen hatten, also die Studiengebührenzeit ist noch nicht so ganz lange her, so, und ich finde es wirklich einen gesellschaftlichen Fortschritt, dass wir also dahin gekommen sind, dass offenbar breit gesellschaftlich akzeptiert ist, sowohl Uni, aber auch Schule sowieso, aber natürlich eben auch Kitas sind Teil von Bildungseinrichtungen, und die bezahlt man nicht, prinzipiell! Und zwar nicht deshalb nicht, weil wir glauben, dass das alles vom Himmel kommt, sondern weil das eine gesamtgesellschaftliche, staatliche, Landes-, Bundes-, wie auch immer Aufgabe ist. Und das ist herzustellen. Alle anderen Fragestellungen kommen dann im zweiten Schritt. Wir würden ja auch nicht Schulen schließen aus Geldnot, so einfach so, und wir würden auch keine Unis schließen aus Geldnot, weil es halt nichts bringt oder so. Vor diesem Hintergrund finde ich, muss das so diskutiert werden, Beitragsfreiheit muss zügig herkommen und dann muss man im zweiten Schritt darüber reden, wieviel Geld zur Verfügung gestellt werden muss, um den Bedarf zu decken, um auch natürlich Inklusion – wir hatten schon darüber gesprochen – sicherzustellen und so weiter. Aber ich finde, die Diskussion muss in dieser Schrittfolge erfolgen.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Bildung darf auf keinen Fall umsonst sein, sie muss kostenlos sein! Und alle wissen auch, dass in den Kitas die besten Architekten sind und man könnte quasi ein Joint Venture machen zwischen der Bundesautobahn GMBH und sämtlichen Kitas, die der Bundesautobahn GmbH helfen, einfach auch diesen Sanierungsstau zu lösen, das gilt auch für die Deutsche Bahn und viele andere kommunale Bauprojekte.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Wenn wir bei dem Thema Elternbeiträge quasi durch sind, verlassen wir die kleinen Kinder im Wesentlichen und widmen uns den größeren. Es geht um Freiräume. Die Frage stellen wir zuerst Claudia Rödel.

Also stellen Sie sich vor, Sie wären noch mal 16 Jahre alt. Was wäre Ihr Lieblingsort im Wahlkreis 2 und was würde fehlen?

Claudia Rödel (die aNDERE)

Also mein Lieblingsort im Wahlkreis 2 wäre als Sechzehnjährige die Tramhaltestelle Biosphäre, wahrscheinlich als 16 jährige, weil da kommen viele vorbei, aber meine Eltern nicht. Da kenn ich einen rauchen oder so. Oder ja, oder noch besser, ehrlich gesagt, im Park, im Park, im Waldpark. Das ist ein kleiner Überstand, da kann man auch dann einen Kiffen, wenn es regnet, so. Und ich glaube, ich würd es genauso machen auch. Und das möcht ich auch deswegen auch ganz gerne erhalten, damit die zukünftigen Sechzehnjährigen das auch so machen können. Was war nochmal die Frage?

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ich glaube, die ist nicht gut beantwortet, ehrlicherweise.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ach so, okay.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Die Frage war sonst noch, was vielleicht fehlt im Wahlkreis?

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ja, also es fehlen natürlich im Wahlkreis Freiräume für Jugendliche – ist ganz klar und auch, was fehlt, ist, besonders im Winter, Orte, wo sich die Leute aufhalten können. Weil es gibt, glaube ich, bei uns das Ribbeck-Eck und dann gibt es noch irgendwie so ein Jugend-Dingsbums, hinten beim Aldi. Aber es ist nur ein ganz kleiner Raum und die haben da die Situation, dass sie irgendwie total tolle Jugendarbeit leisten im Sommer, weil sie dann halt auch viel machen können. Und im Winter müssen sie den Leuten dann sagen, “ja, sorry, hier passen nur 5 Leute rein” und dann können die anderen wieder nach Hause gehen. Auf jeden Fall fehlen Räume. Ich weiß nicht genau, wie die Stadt, … die haben ja, die haben ja, glaube ich, irgendwo Gebäude oder wir besitzen glaube ich, noch ein paar Gebäude irgendwo oder die ProPotsdam gehört ja auch, glaube ich, der Stadt. Die haben doch auch Gebäude, da kann man doch dann ein paar Räume schaffen, die dann für Jugendliche zur Verfügung gestellt werden können. Und natürlich ein ganz cooles Ding, fand ich immer, was ich mir auch gefragt hab, warum das nicht geht, dass man halt Sporthallen von Schulen irgendwie nutzen kann? Zum Beispiel ja, oder den Schulhof. Ich hab früher bei mir, ich bin nicht in Potsdam aufgewachsen, aber wir durften immer auf dem Schulhof Basketball spielen. Und das war total gut, da habe ich irgendwie 3-4 Jahre verbracht. Und das geht, das kann man machen.

Annabelle Bohn (FDP)

Ich hätte auch gesagt, dass es im Volkspark ist. Also tagsüber kann man Frisbee-Golf spielen, man kann einkaufen gehen noch mal zum Abend hin und was zu essen und zu trinken kaufen und also dementsprechend ist ein ganz cooler Ort, um sich aufzuhalten und Freundinnen, Freunde zu treffen und.

Was fehlt tatsächlich? Und das ist auch wahrscheinlich wieder gewachsen durch das große Wachstum, sind Orte für Jugendliche. Und ich finde auch, dass man auch dort wieder sich überlegen kann, wie man die schaffen kann? Wie man die neu schaffen kann, gerade auch vor dem Hintergrund der neuen Jugendstudie, die wir wahrscheinlich alle kennen? Bei der man merkt, dass auch die Jugendlichen weiter nach rechts rücken und wir dementsprechend uns die Frage stellen müssen, wie bringen wir eigentlich den Jugendlichen noch neben der Schule in der Gesellschaft neben den Vereinen noch weiterhin Demokratie näher, einen guten Zusammenhalt näher? Und auch dort können wir nochmal Neues ausprobieren und gute Orte schaffen.

Alexander Wietschel (die Partei)

Die Frage war doch auch jetzt, wo ich als Sechzehnjähriger im Wahlkreis wäre, ja? OK, dann zu Fuß von Uetz irgendwohin, um mal zum Hauptbahnhof zu kommen, um nach Berlin zu fahren. Weil letztendlich, sorry, also es gibt einfach viel zu wenig. Die Jugendlichen, die eigentlich ja vorher Kinder waren, also die schon mal die Probleme in der Kita durchgelebt haben und eigentlich beobachten, seit vielen Jahren wie die Erwachsenen nicht in der Lage sind, mal abzuschalten und ihre Verantwortung abzugeben und zu begreifen, dass ihre kreative Phase schon weit zurückliegt, ja.

Die sehen Tatsache, dass Ihnen Platz und Gestaltungsraum vorenthalten wird. Und sie haben keine Möglichkeit, den einzufordern, weil dafür die Gremien nicht stark genug sind. Letztendlich müssten viel mehr Jugendliche politisch aktiv werden, um genau diese, sozusagen diesen Change – diesen Generationenwandel – hinzubekommen, weil die alten Generationen, also die in der letzten Lebenshälfte. ja immer noch damit beschäftigt sind, ihre Lebensgrundlage noch irgendwie abzusichern, bevor alles in Flammen aufgeht.

Kathrin Jackel-Neusser (SPD)

Ja, mit 16 war ich chronisch unterfinanziert, immer und insofern, wenn ich mich da jetzt in die Zeit katapultiere, ich glaub, sind es auch viele Jugendliche.

Insofern wird man wahrscheinlich sich was vom Supermarkt holen und sich dann irgendwo in die Natur setzen oder an eine Bushaltestelle, und da ist so n bisschen meine Message in dem Zusammenhang stehend. Ich finde es sehr schade, dass die meisten Angebote wie Eis da einfach unglaublich teuer sind. Mir ist klar, dass das kein böser Wille ist der Betreibenden, aber es fällt doch auf, dass es ganz wenig gute Angebote für junge Menschen im Norden gibt und ja, auch Tankstellen sind teuer und insofern ist es meistens der Supermarkt, wo junge Leute realistischerweise landen. Ich glaube, dahingehend sollten wir alle auch ein bisschen toleranter sein. Ich hab das auch schon oft älteren Leuten gesagt, die über die Jugend schimpfen und über den Lärm. Es ist einfach auch ein Kohleproblem, mal ganz klar rausgesagt, weil man hat nicht das Geld, sich schön zu sortieren und irgendwo hinzugehen und ins Café zu gehen und einen Eisbecher zu essen – das kostet 7€ heutzutage, das kannst du nicht machen!

Insofern gehst du zum Supermarkt, dann setzt du dich irgendwo hin und dann störst du strukturell immer jemanden. Und in den Jugendzentren, ja, es gibt zu wenig davon, in Marquardt beispielsweise, da wurde mir an jedem zweiten Gartenzaun gesagt, da gibt es das gar nicht für Jugendliche, und das müssen wir auch mal sehen. Ja, es gibt nicht nur Bornstedt, da gibt es zu wenig, es gibt auch noch die nördlichen Ortsteile, und da ist es chronisch nicht da. Ein Hoch auf die Feuerwehr, auf die Freiwillige, weil da kannst du wenigstens hin und was Vernünftiges machen. Aber wir brauchen einfach mehr bezahlbare Angebote für junge Leute.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass wir Räume schaffen sollten ohne Konsumzwang. Wie wäre es mal damit?

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ich würd ganz kurz die Frage noch mal ergänzen. Also es ist jeder noch eingeladen was zu sagen. Jetzt sitzen in der Runde 7 Menschen, nein, 6 Menschen, die bislang in der Kommunalpolitik in Potsdam noch nicht aufgetaucht sind. Sobald ich das richtig überblicke. Nur der Vertreter der Partei, die Partei ist ja bereits sehr aktiv dabei.

Weil es vorhin schon gefallen ist, und es steht bei uns auf dem Zettel und ich würde gerne einfach die Frage stellen, gibt es jemanden, dem zum Thema Ribbeck-Eck irgendwas einfällt, was für die Runde spannend wäre? Ansonsten gerne auch noch mal weiter in der Frage davor. Ich glaube, Lars Gindele wollte gerade.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Ja, konkret zum Ribbeck-Eck muss ich sagen, es ist wieder die Frage, wie die, die wir vorhin im Prinzip bei den Beiträgen auch schon hatten. Es ist eine Art der Prioritätensetzung. Also zu glauben, dass die Sanierung irgendwann günstiger wird, ist glaub ich, also weiß ich nicht… Wer hat schon mal die Erfahrung gemacht, dass Baukosten sinken? Also ich glaube, je weiter wir das in die Zukunft schieben und einfach die Augen verschließen, das Ding möge sich doch selber sanieren – das wird nicht passieren, das heißt, wir müssen, und das hab ich ja jetzt auch schon von mehreren Parteien so vernommen, dass alle irgendwie dafür sind, dass das Ribbeck-Eck, doch jetzt endlich mal saniert wird. Dann muss halt auch der politische Wille da sein, die Prioritäten entsprechend zu setzen. Was ist es uns wert, dass das Ribbeck-Eck saniert werden kann?

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ich glaube, wenn wir den Bürgermeister – ich weiß nicht, wer das entscheidet – vorschlagen, dass wir eine schöne Prunkfassade ans Ribbeck-Eck machen und die Touristen dort entlang leiten, dann kommen wir vielleicht weiter.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Ja, also ich möchte mich von diesem Vorschlag, das Ribbeck-Eck zu sanieren, absolut distanzieren. Unsere Partei steht nicht für Sanierung, sondern unsere Partei steht für absoluten Neubau. Wir sind dafür das Ribbeck-Eck abzureißen und auf dem Krongut Bornstedt einen Jugendclub zu errichten.

Weil diese Lösung ist schon, also Ribbeck-Eck – dieses Wort kommt mir immer so mit so einem leichten Würgreflex über die Lippen – ist also eine absolute Schamlösung. Die ist an einem Ort, der auch für die Sicherheit der Jugendlichen und für auch die anderen Angebote sind, überhaupt nicht qualifiziert. Der liegt zwischen 2 stark befahrenen Straßen, auch mit Lastverkehr, also das ist eine der großen Ausfahrstraßen, die zu einer Autobahnanschlussstelle führt – sorry, da haben Jugendliche und Kinder in so einer gefährlichen Umgebung nichts zu suchen.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, ja, dann gerne noch.

Andro Heinz (CDU)

Ich würd noch einen Punkt ergänzen. Neben dem Freiräumen und alles, was wir schon hatten, ist natürlich, dass es absolut gar kein Nachtleben gibt für die Potsdamer Jugend, ne. Also ich bin mit 15, 16 auch schon immer nach Berlin gefahren.

Erst in Clubs, wo dann auch schon Jüngere rein dürfen, wo dann 00:00 Uhr dicht ist. Und dann ab 18 auch in die ganz normalen Clubs. Ich glaube da hat Potsdam einfach auch Nachholbedarf. Denn wir haben jetzt das Waschhaus, das reicht natürlich aber überhaupt nicht für die Masse an Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die wir hier in der Stadt haben.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Der Alexander, wie für die Partei, das liegt an der Bürgersteig-Hochklapp-Verordnung der Stadt – die muss dringend beseitigt werden. Und im Waschhaus ist es ja so, dass da ja von also Ü30 schon überfrequentiert wird, da müsste man auch eine klare Altersregelung schaffen.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Wir bleiben bei einem ähnlichen Thema, das geht indirekt auch weiter um Freiräume.  Das ist eine Frage, die uns über unser Padlet, unsere Fragensammlung erreicht hat, und die Frage würden wir zuallererst an Kathrin Jackel – Neusser geben.

Zwischen Kirchallee und Amundsenstraße gibt es kaum städtische Spielplätze und auch sonst wenig bis keine offenen Treffpunkte für Familien. Der Stadtteil droht zu einer Schlafstadt zu verkommen. Wie kann die Kommunalpolitik hier Abhilfe schaffen und was können die, wie können die Menschen vor Ort dazu beitragen?

Kathrin Jackel – Neusser (SPD)

Ja, also ich persönlich hab mich zum Beispiel sehr drüber geärgert und hab auch da n bisschen Krawall gemacht, als dieser Spielplatz direkt an der Haltestelle Kirschallee dichtgemacht wurde für die Öffentlichkeit. Ich fand das sehr betrüblich, ich kenne auch andere Meinungen von Leuten, die dort wohnen.

Ich weiß, aber ich hab da immer noch meine Haltung, dass das ein Fehler war. Weil das war doch auch immer schön für die Kinder, wenn sie an der Haltestelle standen, dann kurz mal da sich auszappeln zu können und das find ich so n bisschen, ja, bezeichnend. Auch in der Thaerstraße gibt es so einen ganz dramatisch kleinen Spielplatz, da stehen immer Autos davor und dann kommt auch immer gleich jemand rausgeschossen, der sich aufregt, wenn das Kind zu nah ins Auto kommt. Das sind jetzt so 2 Paars pro Toto, die zeigen, also ich kann die Frage verstehen. Und ich glaube, es liegt an uns, uns da auch dann für die junge Generation einzusetzen und auch mitunter dann auch mal für Verständnis zu werben für deren Bedürfnisse, macht man sich jetzt auch nicht immer beliebt, aber es ist so. Und “Schlafstadt” find ich jetzt ein bisschen eine sehr dramatische Schlussfolgerung, das seh ich nicht. Ich seh, dass der Annemarie-Wolf-Platz oder andere Plätze sehr belebt sind und ich sehe auch vor allem, wie viele Familien, wenn wir den Wahlkreis jetzt mal weiterdenken, auch Fahrland, Neufahrland dazu, wie lebendig das dort ist. Wir sind keine Schlafstadt, der Wahlkreis 2 und Bornstedt schon gar nicht. Da ist ja auch der Bugapark. Aber man muss es ernst nehmen, wenn Kinder angefangen werden, verdrängt zu werden und Jugendliche sowieso, das hatte ich vorhin schon gesagt, deswegen passen wir mal alles schön auf, dass wir hier keine Schlafstadt werden.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Dieses Problem haben wir auch schon seit Jahrzehnten auf der Uhr, schon vor dem Bau des Bornstedter Feldes.  Wir regen an, dass die Stadtverwaltung dort, Zufallsspielpatenschaften auslost und dann könnte man quasi immer von Grundstück zu Grundstück ziehen und würde gleich auch das soziale Miteinander stärken.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Sehr guter Vorschlag. Schlafstadt Bornstedt – ja? Nein? Was sagt der Rest der Runde? Gibt es noch Meinungen dazu?

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Schlafstadt wär jetzt das Extrem, würde ich vielleicht nicht sagen, aber ich mein, mit wem auch immer man spricht in Bornstedt spricht, natürlich hört man das soziale Infrastruktur fehlt. Und damit sind nicht nur Schulen, Sportplätze für Kinder und Jugendliche gemeint, sondern auch für Jugendliche, ja, wo geht man denn hin, wo trifft man sich? Wo ist man ungestört? Wo geht man mal zum Feiern hin? Das ist ganz bestimmt nicht Bornstedt, sondern dann reist man entweder im Rest der Stadt Potsdam rum oder fährt nach Berlin. Aber ich habe noch nicht gehört, dass jemand aus Babelsberg gesagt hat, “komm, lass uns nach Bornstedt, da geht abends die Post ab”.

Also deswegen oder auch wenn man jetzt als Erwachsener. weiß ich nicht. irgendwo ein Bierchen trinken will oder so, dann kommt man auch nicht auf die Idee von der Innenstadt nach Bornstedt zu gehen, weil es da sich so schön sitzt. Ich würde vielleicht nicht so weit gehen zur “Schlafstadt”, aber es gibt definitiv, was die Möglichkeiten des sozialen Lebens betrifft, Nachholbedarf. Das auf alle Fälle. Um noch mal auf die Spielplätze zurückzukommen. Also ich glaub rein verwaltungstechnisch gibt es in dem ganzen Sozialraum Bornim-bornstedt genügend Spielplätze. Aber es wird halt nur rein rechnerisch geguckt, wieviel Einwohner, wie ist dieAnzahl der Kinder und Anzahl der Spielplätze usw ich glaube, so kommt man nicht weiter, sondern man muss halt einfach wirklich vernünftig schauen, wie weit sind denn die Wege von Personen zu Spielplätzen? Wie nah, in welchem Wohngebiet gibt es Spielplätze und wenn man dann feststellt, in ganz Bonn gibt es, de facto, keinen richtig guten Spielplatz, der auch den Namen wirklich verdient, dann muss man da Abhilfe schaffen.

Annabelle Bohn (FDP)

“Schlafstadt Bornstedt” ist vielleicht auch ein bisschen zu hart, aber ich kann schon nachvollziehen, wo das herkommt. Denn wenn man da mal nachts durchläuft – wir wohnen dort auch – dann fühlt es sich doch manchmal ein bisschen einsam an. Ich finde so eine gewisse Vielfalt und ein Leben ist ja auch total wichtig für ein Sicherheitsgefühl und das sowohl nachts als auch tagsüber. Und da verstehe ich auch das Ansinnen, dass man sagt, wir brauchen noch Räume für unsere Kinder, damit unsere Kinder toben können, und dass wir die auch mal rauslassen können. Jeder weiß, wenn Kinder den ganzen Tag drin sitzen, wie anstrengend das für alle ist. Und dementsprechend sollte es auch kurzfristig möglich sein, weil man hat eben nicht immer Zeit, um dann noch mal 10-15 Minuten irgendwo hinzulaufen. In der Entwicklung sollten wir drauf achten, dass wir dort tagsüber und nachts eine große Vielfalt haben. Anlaufstellen. Dazu gehören natürlich Spielplätze, dazu gehören Läden, dazu gehört so eine richtige Vielfalt, wie man die sich auch in so einem coolen, schönen Kiez vorstellt und wie wir uns das auch als junge Menschen vorwiegend auch… es ist ja ein sehr junger Bezirk mit vielen großen Familien vorstellt, sodass wir da ein gutes Miteinander stärken können.,

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ich finde also, … ich finde schon, dass Bornstedt eine Schlafstadt ist. Ja, also wo ich wohne, jedenfalls. Da kann man bestimmt noch viel machen, aber es wurden halt auch nur Wohnungen, also Wohnwohnungen gebaut und nicht so darauf geachtet, dass irgendwie Shops und so kommen oder vielleicht mal die ein oder andere Kneipe oder so – wäre auch nett. Da kann bestimmt jetzt, weiß ich nicht genau, in den Stadtteilen, die schon Bestand sind – ja die schon da sind – da kann man ja auch nicht plötzlich ein Grundstück freiräumen und dann einen Spielplatz hinbauen. Das weiß ich nicht genau und deswegen ist vielleicht die Frage von der Bürgerbeteiligung. Dass man mit den Menschen, die dort leben, auch von älteren Menschen, die vielleicht einfach nur ihre Ruhe haben wollen oder so – das muss man natürlich richtig machen und angehen –  und meistens hilft es immer ganz viel, wenn man den Leuten zuhört und mit ihnen spricht und versucht gemeinsam Lösungen zu finden. Das ist bestimmt möglich. Potsdam oder der Norden hat n paar tolle Anlaufstellen, wie zum Beispiel mal wieder der Park. Und da würde ich sagen, wär es richtig cool, wenn wir einen richtig guten öffentlichen Verkehr hinkriegen können, der so hoch getaktet, wie möglich, läuft und natürlich frei ist, auf jeden Fall, und mindestens für die Kinder. Und dann können die auch mal Abdüsen, in 10 Minuten im Volkspark sein und dann wieder nach Hause fahren zum Beispiel.

Jörg Schindler (Die Linke)

Ich hab mich jetzt erstmal nicht gemeldet, weil ich tatsächlich nicht so ein spielplatzpolitischer Experte bin. Aber was mir zumindest aufhält, ist in Bornstedt, dass es zwar Spielplätze und gar nicht so wenig gibt – wenn man es jetzt mal so rein von der Anzahl sieht, dass sie aber extrem clean sind. Das ist das Eine, was mir daran auffällt, also es wird sozusagen genau abgemessen. Also hier findet dann, also jetzt hier ein Spielgerüst statt und dann findet dort ein Sandkasten statt und dann muss aber mindestens 150,3 Meter Wiese sein, damit dann irgendwie… und so weiter also so, ihr kennt das! Ich würde vorschlagen, dass man da an der Stelle vielleicht von der einen oder anderen quasi militärischen Spielplatzeinrichtung Abwege nimmt. Sondern das tatsächlich stärker mischt. Also als Beispiel, fällt mir immer wieder auf – es gibt ja nicht nur negative, sondern auch positive Beispiele – also der Wasserspielplatz am Volkspark. Da ist total klar, das ist alles sehr kleinräumig und du kannst sowohl als Elternteil als auch als Kind sozusagen relativ nah aneinander Tun – von dir ne Cola holen bis hin zu ins Wasser gehen oder auch irgendwie so spielen. Und diese enge Verknüpfung macht, meines Erachtens, sehr viel aus und das kannst du nicht durch jetzt noch den Fünften cleanen Spielplatz lösen. Letzter Punkt: Es gibt ja in anderen Bundesländern durchaus auch eine andere Regelung bezüglich Emissionsschutz – also dass Kinderlärm nicht per se als Emissionsschutz relevanter Lärm zählt. Das ist sozusagen ein Fortschritt, den wir vielleicht auch in Brandenburg und Potsdam durchsetzen könnten, so auf Dauer.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Das Bornstedter Feld war schon immer Spielplatz der Preußen. Das werden sie nicht ändern, da wurde schon immer rumgeballert. Das wird auf 1000 Jahre noch so bleiben. Aber was mir als spielplatzpolitischer Sprecher meiner Partei, quasi, jetzt am Herzen liegt, ist einfach…. Haben Sie sich schon mal Gedanken über die Spielplätze in Uetz, Paaren und Satzkorn gemacht?

Und was vielleicht so grundsätzlich ein Potsdamer Ding sein könnte, wäre, Tatsache, diese inklusive Spielplatzthematik mal weiter zu denken und nicht nur auf Menschen mit und ohne Behinderung, sondern auch auf Menschen mit und ohne Alter hinzugehen. Also dass man Spielplätze als Generationsspielplätze begreift und dafür eben auch, und da lehne ich mich gern an Ihren Vorschlag an, das in anderen Platzräumen denkt.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Ja, ich hätte noch einen Vorschlag. Vielleicht findet sich ja hier in der Runde eine Allianz dafür ,dass wir festgestellt haben, dass es häufig  – gerade auch in Stadtteilen wie Bornstedt, wo die Strukturen schon feststehen, weil einfach wenig Fläche vorhanden ist – dass wir uns gemeinsam drum kümmern, dass im Reiherweg, wo das neue Landesjustizzentrum gebaut werden soll, eben nicht ein riesiger Parkplatz entstehen muss, weil es die Stellplatzsatzung nun mal so vorschreibt, obwohl vor der Tür eigentlich eine Haltestelle ist, sondern dass für  die neu entstehende Schule und auch das Bürgerzentrum, was da dann hin soll und wo jetzt die Sportflächen schon auf den Dächern geplant werden, weil nicht genügend Platz nebenan gelassen wurde, dass wir uns da dafür stark machen, dass eben weniger Parkplätze entstehen und dafür die Schule viel mehr Platz bekommt. Das würde auch Möglichkeiten geben, um dort neben der Schule noch ganz andere Sachen entstehen zu lassen – sowohl für die Kiddies als auch für die Erwachsenen.

Alexander Wietschel (die Partei)

Im Reiherweg fordern wir eine mit Parkflächen überdachte Cocktailbar.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Wir würden jetzt mal zu der… gerne, gerne, gerne noch die Claudia Rödel als Schlusswort in der Runde, damit wir noch das letzte Thema auch noch angreifen können.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Danke. EAlso der Norden von Potsdam ist ja übersät mit ProPotsdam-Gebäuden und die haben immer alle einen Spielplatz und die sind auch sehr clean, total steril. Ich habe mal versucht, da Gartenstühle auf unserem ProPotsdam-Gelände… das wurde sofort strengstens untersagt und das darf man gar nicht, ja. Vielleicht kann man mal mit denen reden über die Stadtverordnetenversammlung, dass die nicht so streng sein sollen mit ihren Bewohnern. Ja, dass man dort ein bisschen Leben zulässt. Leben ist ein bisschen Messi. Es ist nicht so sauber, da bleibt auch mal was liegen, da geht auch mal was kaputt. Und das zweite, was ich sagen wollte: Diese Spielplätze, die haben Öffnungszeiten von 10 bis 13:00 Uhr und von 13 bis 20:00 Uhr und man darf da nicht Fußball spielen. So, na ja, mit dem Fußball kann ich verstehen, da geht mal ein Glas kaputt oder so. Das ist aber, ich finde, das ist auch totaler Nonsens. Ja, also wenn man irgendwie mit seinem Kind zu Hause rumhockt oder so, in der Elternzeit und es 1ist 3:00 Uhr und das Kind will nicht schlafen, man muss sich bewegen und darf nicht auf den eigenen Spielplatz gehen, das ist total verrückt.

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Vielen Dank an der Stelle. Ich greif mal deinen Ball von vorhin noch mal auf, liebe Claudia Rödel. Du hast es angesprochen, den ÖPNV. Dass die Kinder sich quasi im ÖPNV bewegen. Es ist auch eine Kernforderung der aktuellen Generation – also um die Schülerinnen und Schüler. Kostenlose Mobilität – warum gelingt es Potsdam im Gegensatz zu anderen Kommunen nicht, das umzusetzen?

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ich jetzt?

Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Tatsächlich, gerade… ja, du kannst gerne darauf einsteigen und danach würde ich tatsächlich an Alex Wietschel die Frage weitergeben.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ja, das stimmt. Das ist vielleicht ein bisschen angebracht, das frag ich mich nämlich auch, warum das nicht geht. Deswegen. Also wir von den aNDEREn sind natürlich total dafür und ich hab ja auch gehört, dass es eigentlich fast schon durch war, und dass irgendjemand da die Notbremse gezogen hat, und ich kann es nicht verstehen. Aber wir werden auf – also ich hoffe, glaube und kämpfe dafür – dass es durchkommt

Alexander Wietschel (Die Partei)

“Glauben” ist ein gutes Wort und “hoffen” noch viel besser. Ich glaube, Potsdam stellt sich einfach zu glatt an. Das, was diesen Prozess durchaus kompliziert macht, ist eben, dass man diese kostenfrei Schüler-Tickets im VBB -Verbund denken muss und ich glaube, da sind sie einfach nicht verhandlungsstark. Ansonsten müsste man das über den Stadthaushalt klären, dass man dann die Potsdamer Schüler separat entlastet, aber das hängt dann wiederum an den Stadtverordneten und der Verwaltung, dass sie da Ideen haben, um das umzusetzen und zu beschließen.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Da gibt es ja bestimmt noch mehr Meinungen in der Runde? Lars Gindele.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Ja, wir hatten uns ja auch dafür eingesetzt, dass der ÖPNV für die Kinder und Jugendlichen in Potsdam kostenlos wird. Wir haben in den letzten Jahren eine Regelung geschaffen, dass es wenigstens nur noch 15€ pro Monat sind, aber für uns ist das eine wichtige Forderung, einfach weil das ja nicht nur heißt, weniger Kosten entstehen. Ich finde, Mobilität ist…zum einen lernen die Kinder und Jugendlichen, lernen in dem Alter, wie kann ich mich eigentlich fortbewegen, und wenn man dann die Möglichkeit hat, kostenlos überall hinzufahren, finde ich, ist das eine wichtige Erfahrung, dass es auch mit dem ÖPNV geht und nicht nur mit dem Auto.

Das andere ist aber auch, dass die Kinder so lernen, auch selbstständig unterwegs zu sein und nicht immer nur angewiesen drauf angewiesen sind, dass die Eltern sie irgendwo hinfahren können. Viele können sich das Ticket auch mit 15€ in jedem Monat nicht leisten und das wäre eine Möglichkeit, wenn es kostenlos wäre, dass sie eben auch wirklich am Leben in der Stadt viel mehr teilhaben könnten, weil es ihnen einfach möglich ist, dann auch irgendwohin zu kommen.

Jörg Schindler (Die Linke)

Also es ist natürlich, wie jetzt schon angesprochen worden ist, vor allen Dingen auch, meines Erachtens, eine soziale Frage. Also die Frage kostenfreie Mobilität hat innerhalb der Stadt gerade für Kinder und Jugendliche eine enorme Bedeutung, wenn es darum geht, sich mit anderen zu treffen, bestimmte Angebote wahrzunehmen, sich überhaupt sozusagen frei in der Stadt bewegen zu können. Dafür ist Mobilität evident wichtig. Ein Punkt noch: Ich muss zugeben, ich verstehe auch nicht genau, warum es bislang nicht geklappt hat, das einzuführen und ich finde, so wie es bei der Frage der Beitragsfreiheit war, es ist, meines Erachtens, auch in der Frage dieser Kostenfreiheit… also wenn es Berlin gelingt das hinzubekommen, die haben das. Dann muss das doch sozusagen in Potsdam auch möglich sein. Wenn es also die Möglichkeit mittelfristig geben soll, sondern sollten wir uns ja auch nicht immer die ganze Zeit an dem Berlin abarbeiten. So wie du letztens gesagt hast, “hier, da bin ich dann halt nach Berlin gefahren, bei den Clubs und da bin ich nach Berlin gefahren”, immer müssen wir nach Berlin gefahren, so und wenn wir mal von diesem Argument wegkommen wollen, dann ist es meines Erachtens dringend angezeigt, hier die Kostenfreiheit herzustellen.

Kathrin Jackel-Neusser (SPD)

Ich oute mich jetzt als unsympathischer Dinosaurier in der Runde. Ich bin tatsächlich da von den Jungen in der Partei auch überzeugt worden, dass wir diese Frage angehen müssen. Ich war bisher, und ich oute mich da ganz ehrlich der Meinung, dass diejenigen, die das sich leisten können, die sollen das auch bezahlen. Das ist schon auch grundsätzlich mein Blick auf viele Bereiche, dass wir jetzt nicht alle aus der Verantwortung entlassen sollen, für sich oder für ihre Kinder auch zu bezahlen, die gut verdienen. Ja. Also es gibt Leute, die haben sehr hohe Einkommen und gerade auch bei uns in Bornstedt gibt es sehr viele Leute mit sehr hohen Einkommen. Und wenn ich sehe, dass ja aber auch die Infrastruktur mitunter leidet und es viele Busfahrer, viele Straßenbahnfahrer noch ein bisschen mehr verdienen könnten im Bezug darauf, dass sie wirklich auch einen gefährlichen Beruf haben. Ja und wenn ich sehe, wie verschmutzt viele Haltestellen sind, dann bin ich jetzt nicht die Allererste, die sagt, wir machen alles jetzt ohne Kosten für diejenigen, die einen dicken Geldbeutel haben und trotzdem finde ich, haben die jüngeren Leute bei uns in der Partei recht, die sagen, wir brauchen sowas wie 365€-Ticket, wir brauchen für Schüler*innen kostenfrei möglichst ÖPNV. Aber ich mach da ein kleines Fragezeichen dahinter, das dann aber bitte nicht die Angebote und die Arbeitsbedingungen drunter leiden dürfen. Es muss irgendwie alles noch finanzierbar sein und ich mag auch nicht so eine Sozialromantik verbreiten, wo ich immer alles kostenlos und umsonst haben möchte, und dann kann ich aber nicht darlegen, wie ich es bezahlen kann.

Annabelle Bohn (FDP)

Vielen Dank dafür. Da würde ich mich auch anschließen. Denn wir müssen ja auch mal drauf achten, dass wir in Potsdam auch – wir sind eine reiche Stadt, wenn wir hier so rausschauen – aber wir haben auch eine sehr angespannte Haushaltslage und wir reden über unsere Kinder und dementsprechend geht es ja auch immer so ein bisschen darum, was hinterlassen wir unseren Kindern. Und dementsprechend finde ich es schon wichtig, dass wir uns damit auseinandersetzen, und dass wir uns damit auseinandersetzen, dass Kinder teilhaben an dieser Stadt, und dass sie auch von A nach B fahren können. Aber die Frage ist eben auch, müssen denn alle tatsächlich alles kostenlos bekommen? Können wir da andere Wege finden? Das aber auch wieder in der angespannten Lage, das machen wir nicht alles komplizierter und haben höhere Verwaltungsleistungen dafür, dass  dann entsprechend dann bedarfsorientiert je nach Einkommen der Eltern anschauen. Ich find es wichtig, dass wir uns damit auseinandersetzen, aber das eben auch mit dem Blick darauf, dass wir für unsere Kinder auch nicht zu viele Schulden hinterlassen, sondern die Dinge gut priorisieren und gut angehen.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ich würde jetzt noch 3 Meldungen machen – das ist Andro Heinz, dann Alexander Wietschel und dann Claudia Rödel und dann machen wir eine Abschlussrunde und ja, wir sind einfach schon so weit drüber.

Andro Heinz (CDU)

Ich persönlich find ein kostenloses Schülerticket total gut. Fände aber auch eine Staffelung nach Einkommen vollkommen gerechtfertigt, wirklich. Denn es gehört einfach auch zu dem System, dass die, die was tragen können, auch was tragen, damit andere entlastet werden.  Und weil das schon angesprochen wurde, der VBB ist natürlich auch eine Komponente. Und was ich dabei ganz wichtig finde, ist, dass wir nicht noch ein Flickenteppich schaffen. Also jetzt irgendwie eine Kommune und ein Kreis nach dem anderen dafür zu sorgen, die Schüler können kostenlos fahren, die wieder nicht, das finde ich auch schwierig. Da muss man gucken, dass alle Kreise, alle Kommunen zusammen an einem Strick ziehen und eine gemeinsame Lösung finden mit dem VBB. Und ich glaube, dann ist es auch wesentlich leichter als jeder für sich alleine.

Alexander Wietschel (die Partei)

Jetzt muss ich mal, Tatsache, mein Gedächtnis kurz noch mal aktivieren. Zu Berlin ist zu sagen, dass Berliner als Bundesland ja eigenständig ist. Also das macht es in Potsdam ja schwierig, weil Brandenburg selber hat ja so viele unterschiedliche Strukturen im Öffentlichen Personennahverkehr, dass das nicht zu vergleichen ist. Und wir stehen auch für ein kostenloses Schülerticket, aber wir sind auch bereit, auch die Leistung der nachwachsenden Generation zu aktivieren. Wir könnten uns vorstellen, dass man zum Beispiel Tram- oder Busfahrer schon ab 12 Jahren zulassen könnte.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ich möchte ganz gerne noch mal auflegen, dass eine Staffelung bei diesem kostenlosen Ticket, Schülerticket, auch immer bedeutet, dass alle diejenigen, die es sich nicht leisten können, dann immer gleich die Hosen runterlassen müssen. Und das finde ich nicht gut. Ich finde, wir haben wahrscheinlich mehr Menschen, die darauf angewiesen sind, als Menschen, die es sich leisten können. Und von daher, also so wie ich es verstanden habe, kann sich Potsdam es leisten und deswegen sehe ich auch keinen Grund, warum man da jetzt noch mehr Verwaltungsaufwand und mehr unangenehme Situation für diejenigen Familien schaffen muss, die es sich nicht leisten können.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Also zur Finanzierung würde ich vielleicht ein schönes Beispiel bringen, dass wir es in Potsdam geschafft haben, zwar monatlich die Ticketkosten für Kinder und Jugendliche auf 15€ zu reduzieren. Leider aber es mit unserer Forderung nicht geschafft haben, die Parkgebühren für Anwohnerparken von jährlich 30,00€ auf jährlich 145€ anzuheben, womit die Stadtkasse schon wieder etwas entlastet worden wäre. Also wo man auch sieht, wie auch bei anderen Parteien leider die Prioritätensetzung ist, dass wir es halt nicht hinbekommen, einen kostenlosen ÖPNV für die für die Kinder und Jugendlichen herzustellen. Es ist uns aber auch mehr wert ist, kostenlose öffentliche Parkplätze zu subventionieren, nicht mal zu den zu den Herstellungskosten.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Total spannendes Thema – was jetzt mehr Zeit eingenommen hat, als erwartet. Was aber nicht schlimm ist. Wir können, glaube ich, gleich im Anschluss der der Aufzeichnung auch noch ein bisschen uns dazu unterhalten. Ich würde jetzt eine Schlussrunde machen, und zwar jedem, also nicht ausufernd – 10, 15, 20 Sekunden kurz …. Jetzt hatte ich vorhin so eine schöne Frage im Kopf. Genau.

“Ich muss für den Wahlkreis 2 in die SVV, weil …”

und würde jetzt einfach mal der Reihe nach rumgehen und jedem ein letztes Schlusswort ermöglichen. Und Namen und Parteien nicht vergessen.

Annabelle Bohn (FDP)

Ich muss in die SVV, weil ich mich total gerne dafür einsetzen möchte, dass wir ein richtig vielfältiges Stadtleben in Bornstedt haben und in den umliegenden Orten, die auch noch zu unserem Wahlkreis gehören. Ich möchte, dass wir coole Konzepte für eine moderne Gesellschaft, für ein modernes Miteinander haben, dass wir das ganzheitlich denken, dass alle daran teilhaben können und dass wir nicht an “Schlafstadt Bornstedt” und “Schlafstädte drumherum” denken, sondern dass wir eine aufgeweckte Stadt mit allen Generationen denken, die sehr gut und sehr schön zusammenleben können.

Kathrin Jackel-Neusser (SPD)

Ich möchte gerne in die SVV, weil ich gerne Probleme anpacke, tatsächlich, und die dann auch gelöst bekomme und das ist was, was man einfach als Stadtverordnete viel besser hinbekommen kann. Man hat einfach andere Möglichkeiten und auf die brenne ich tatsächlich.

Lars Gindele (Bündnis 90/die Grünen)

Ich muss in die SVV, damit aus den Fehlern der Vergangenheit in den wachsenden Ortsteilen im Norden endlich gelernt wird und für die Zukunft wir zusammen, mit den Bürgerinnen und Bürgern beteiligt, Lösungen finden, die sowohl die Prioritäten neu setzen, was die finanziellen Mittel, was die Flächen auch betrifft, dass dort was entstehen kann, was den Menschen vor Ort hilft, was die Lebensqualität vor Ort erhöht und nicht von oben einfach irgendwas draufgesetzt wird, was dann unter Umständen zu Schlafstädten führt.

Claudia Rödel (die aNDERE)

Ich muss in die SVV, weil ich als Vertreterin des normalen Bürgertums repräsentativ reinschauen kann, was die SVV so alles treibt und dann mitmachen kann. Und weil dann ein Jahr später natürlich jemand anders nachzieht und das Gleiche nochmal macht. Damit die echte Bürgerbeteiligung, sozusagen gelebt von uns, in der SVV durchgeführt wird.

Alexander Wietschel (Die Partei)

Ich möchte nicht in die SVV, würde aber gehen, wenn Sie mich mit ihren 3 Stimmen dazu zwingen. Ich bin in kurzer Zeit sehr stark gealtert und meine Familie kennt mich nicht mehr, aber wir wären die einzige Partei, die den Fahrländer See überdachen und daraus ein Schwimmbad Nord machen würden.

Jörg Schindler (die Linke)

Ich muss in die SVV, damit in Bornstedt – oder überhaupt in den Potsdamer Norden – sozusagen, eine soziale und vom Wohnumfeld her, bezahlbare Gegend bleibt, damit die Infrastruktur ausgebaut wird und entsprechend auch bedarfsorientiert ist.

Andro Heinz CDU

Ich möchte in die SVV, damit gerade der große Anteil an Jugendlichen, die der Potsdamer Norden immer mehr bietet, eine Stimme haben in ihrem Alter, die sie da auch repräsentieren.

Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)

Ja, vielen Dank. Dann sagen wir herzlichen Dank an die Runde, wünschen allen viel Erfolg und wir freuen uns auf den einen oder anderen Austausch nach dem 9. Juni, wenn der KiTa-Elternbeirat dann auf die neuen Stadtverordneten zugehen wird. Vielen Dank.

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