Der Podcast zum Nachlesen
Viel Lärm um Kids – Der Podcast zur Kommunalwahl 2024
Wahlkreis 3: Golm, Eiche, Brandenburger Vorstadt, Potsdam West und Templiner Vorstadt
Aufgezeichnet am 25.4.2024 im Club 91, mit dabei waren: Konstantin Gräfe (Die Linke), Frauke Havekost (Bündnis 90/Die Grünen), Franziska Ludwig (Die Partei), Holger Rohde (FDP), Grit Schkölziger (SPD), Tabea Gutschmidt (CDU)
Moderation: Catharina Kahl und Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, dann herzlich willkommen zur 3. Ausgabe unserer Villa Mom Kids Wahlkreistour, die wir im Podcastformat zur Kommunalwahl 2024 in Potsdam machen. Heute sind wir im Wahlkreis 3. Das ist Potsdam West, Brandenburger Vorstadt, Templiner Vorstadt, Golden Eiche. Ein sehr großer Wahlkreis, ein sehr diverser Wahlkreis, auch in seiner Ausprägung. Wir haben heute 6 Kandidatinnen zu Gast hier im Club 91 und würden die ganz kurz vorstellen, in beliebiger Reihenfolge, in zufälliger Reihenfolge, natürlich nicht in beliebiger Reihenfolge und würden dann die Kandidatinnen jeweils bitten, uns kurz auf den Satz zu antworten:
Was verbindet Sie mit dem Wahlkreis 3 und was glauben Sie, ist die größte Herausforderung hier?
Den Satz habe ich jetzt nur einmal vorgelesen, den hat sich bestimmt jeder gemerkt. Dann fangen wir gleich an. Wie gesagt, zufällige Reihenfolge. Ich fange an mit Grit Schkölziger. Gritz Schkölziger ist gelernte Hotelfachfrau, geboren in Babelsberg, aufgewachsen in Potsdam West. Sie arbeitet beim SPD Landesverband und möchte gerne wieder für die Sozialdemokraten in die SVV einziehen, herzlich willkommen.
Grit Schkölziger (SPD)
Ja, zunächst erstmal danke für die Einladung. Ja, was verbinde ich mit dem Stadtteil, ist mein Zuhause, also bin ich groß geworden, bin ich aufgewachsen, hier wohne ich immer noch meine Hood, wie man so schön sagt.
Was die Herausforderungen sind? Ich glaube, der Stadtteil ist trotz alledem immer so ein „Leben und Leben lassen“-Stadtteil. Der ist, wie sie schon sagten, divers.
Und in dem Fall, dass er ja Brandenburger Vorstadt, Potsdam West sehr unterschiedlich ist, die beiden zu verbinden. Das sind so die Herausforderungen, die wir haben – gerade im Bereich der Jugendlichen, die ja doch einen größeren Radius haben, aber das werden so mein Punkt.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Catharina Kahl. Hallo vom Kita Elternbeirat. Ich würde gerne Franziska Ludwig vorstellen. Sie tritt für die Partei die Partei an und arbeitet, wenn sie nicht gerade „sehr gute Politik“[1] macht, als Einrichtungsleitung im Kinder- und Jugendhilfebereich der AWO.
Franziska Ludwig (Die Partei)
Richtig. Ja, was verbinde ich mit diesem Wahlkreis? Das Erste ist, dass ich hier auch meine Jugend verbracht habe. Ich bin auch geboren und aufgewachsen in Potsdam und hab hier viel Zeit verbracht und viel auch im Grünen, also dann von hier auch raus. Das macht es ja auch so schön an diesem Stadtteil, dass man eben so viel Fläche drum herum wiederum hat. Und wie auch schon im Intro gesagt, ist es einfach wahnsinnig divers. Es ist eben nicht das Eine nur, sondern: ich habe Altbauten, ich hab Häuser, ich hab Blöcke, ich habe Fläche und das macht es halt auch so spannend für mich hier. Dankeschön.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat)
Dann machen wir weiter mit Konstantin Gräfe. Konstantin Gräfe studiert politische Kommunikation, engagiert sich als Vorsitzender des Ortsverbands Potsdam West für die Linke und tritt für eben diese bei der Kommunalwahl an. Herzlich Willkommen.
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ja auch von mir, vielen Dank für die Einladung. Was verbindet mich mit Potsdam West und im Stadtteil? Ich wohne hier seit vielen Jahren, ich möchte hier auch gerne wohnen bleiben. Meine Frau und ich suchen seit gut anderthalb Jahren jetzt eine kleinere Wohnung, weil wir unsere WG eigentlich auflösen wollen, aber finden auch die gerade nicht und nirgendwo in Potsdam. Und da komme ich dann eben auch gleich zum, glaube ich, drängendsten Problem was den Wahlkreis betrifft, aber was auch die ganze Stadt Potsdam betrifft aus meiner Sicht ist genau die Frage: Wie schaffen wir bezahlbaren Wohnraum in Potsdam? Wie schaffen wir es, dass sowohl Familien hier leben bleiben können, dass aber auch vielleicht Senioren und Senioren, die sich mal verkleinern wollen, eine bezahlbare Wohnung finden und dann eben auch größere Wohnungen wieder frei machen können? Und da tut aus meiner Sicht gerade die Stadt zu wenig und da tut auch die Landes- und die Bundesregierung gerade zu wenig, um hier in Potsdam bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja danke, Konstantin. Ja, ich möchte gerne vorstellen, Frauke Havekost als Kandidatin für Bündnis 90 / Die Grünen. Sie ist studierte Kulturanthropologin und lebt seit über 25 Jahren in Potsdam und arbeitet freiberuflich im Bereich der Inklusion. Jetzt die Frage an dich.
Frauke Havekost (Bündnis 90 / Die Grünen)
Ja, vielen Dank. Ja, ich wohne in der Brandenburger Vorstadt, was verbindet mich mit diesem Viertel? Das ist meine Heimat, meine Kinder sind hier aufgewachsen und ich möchte hier auch alt werden.
Das dringendste Problem ist, meines Erachtens, dass wir hier keine sicheren Verkehrs- und Radwege für Kinder und Jugendliche haben und eigentlich einen Verkehrskollaps. Und wir wirklich damit Konzepte entwickeln müssen, auch in den anderen Regionen, also Eiche, Golm, Templiner Vorstadt, mehr zu tun für Fußgänger und praktisch – ich sag mal so: den Autos wieder den Raum zu nehmen, den sie sich genommen haben.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, vielen Dank. Machen wir weiter mit Holger Rode. Holger Rode ist Theologe und Philosoph und arbeitet als wissenschaftlicher Leiter für eine Verbraucherschutzorganisation. Derzeit sitzt er für die Freien Demokraten als sachkundiger Einwohner im Bauausschuss – herzlich willkommen.
Holger Rode (FDP)
Ja, auch von mir. Vielen Dank für die Einladung. Ich bin Wahlpotsdamer und seit ungefähr 15 Jahren hier und wohne auch in der Brandenburger Vorstadt und schätze die Vielfalt, mag den Park, da gehe ich immer joggen.
Eine größere Herausforderung in Potsdam, denke ich, ist tatsächlich die Wohnungssituation. Da muss was gemacht werden.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, vielen Dank. Dann würde ich gerne noch Tabea Gutschmidt vorstellen. Sie ist Kandidatin der CDU und arbeitet auch hauptberuflich für die Christdemokraten als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro des Bundestags und ist Sport- und Politikwissenschaftlerin.
Tabea Gutschmidt (CDU)
Ja, herzlichen Dank auch von meiner Seite für die Einladung. Und ja, was verbinde ich mit Potsdam? Meine Heimat, die Brandenburger Vorstadt, da habe ich mich verliebt. Ich bin im Original von Potsdam-Mittelmark und bin dann vor 8 Jahren hier nach Potsdam gezogen und mein erster Gedanke war, hier will ich wohnen und das hat auch glücklicherweise damals geklappt.
Schade für dich, gut für mich. Bei mir geht es um den ganzen Wahlkreis, also auch der ländliche Bereich hinten, Golm/Eiche. Der zählt für mich auch so ein Stück weit dazu. Ich mache viel Sport und das ist auch für mich eine Verbindung – die Templiner Vorstadt – das sind so meine Radwege, weil ich viel auch mit dem Rad unterwegs bin und auch so Joggingstrecken. Also die Kombination aus ländlich und innerstädtisch find ich sehr, sehr sympathisch.
Und ja, was sind die drängendsten Probleme? Es wurde hier schon angesprochen, aus meiner Sicht ist es auch das Wohnen und der Verkehr und da werden wir ja sicherlich vielleicht doch noch in kleineren Teilen mit drauf eingehen, aber dazu erstmal. Punkt.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Dankeschön. Genau. Wir würden gerne ein bisschen ins Detail gehen, nachdem wir euch alle kennengelernt haben und ja, unsere erste Fragestellung geht an Konstantin Gräfe. Wir würden gerne von dir wissen, beim Thema frühkindliche Bildung – Was macht Potsdam hier bereits gut? Und wo geht es noch besser?
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ich glaube, sozusagen, beim Thema Frühkindliche Bildung müssen wir die Gesamtheit sowohl von Kommune als auch Land in den Blick nehmen. Und wir haben gerade den Punkt, dass wir in Potsdam die Situation haben, dass wir erstmals seit Jahren zu viele Kitaplätze tatsächlich in Potsdam haben, und ich glaube, das ist durchaus auch eine Chance. Eine Chance, die wir jetzt nutzen sollten, um das Bildungsangebot in Potsdam insgesamt zu verbessern. Also wir reden seit Jahren darüber, wie wir den Betreuungsschlüssel den Betreuungsschlüssel in Brandenburg verbessern können. Ich finde, hier wär ein guter Punkt jetzt, sozusagen, als Stadt sich beim Land, dafür stark zu machen, dass wir es ermöglichen im Kita Gesetz, das eben auch Überkapazitäten in geringem Maße finanziert werden. Weil, wir wollen ja eigentlich ein Kita-Angebot in der Stadt haben, wo Eltern auch die Möglichkeit haben, zu wählen und nicht, sozusagen, den einen Kitaplatz, der noch frei ist, hinterherjagen müssen. Und ich glaube, sozusagen, in der Situation, in der wir gerade sind, wäre es ein guter Punkt, da jetzt ranzugehen, zu sagen: Hier, wir sind gerade in dieser besonderen Situation, die übrigens auch mit dem prekären Wohnungsmarkt in Potsdam zu tun hat, aber, sozusagen, das würden wir jetzt gerne nutzen, um das Angebot zu vervielfältigen, um auch den Betreuungsschlüssel nach unten zu schrauben und da gibt es hier gerade in Potsdam die Möglichkeit. Wir würden gerne Vorreiterkommune in Brandenburg dafür werden.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, vielen Dank. Dann würde ich die Frage fast noch offen in die Runde geben, wenn jemand was dazu gerne sagen möchte.
Grit Schkölziger (SPD)
Grit Schkölziger von der SPD. Ich glaube, was man als erstes, auch wenn man immer gesagt, dass den Platz zu finden, schwierig ist. Wir können jedem Kind n Platz anbieten, das ist ganz anders wie in anderen Kommunen oder in anderen Bundesländern. Eine große Chance für Kinder überhaupt. Frühkindliche Bildung ist ja in eine Einrichtung gehen zu können und dort ein Angebot zu bekommen. Und wir haben eine sehr, sehr diverse Trägerlandschaft, die auch sehr, sehr viele unterschiedliche Angebote auch in den Ausrichtungen machen kann.
Aber da sind wir, als Stadt… brauchen wir uns, glaub ich, nicht zu verstecken an der Stelle. Wo wir aber genauer wirklich noch mal hingucken können, wie sind so die, die die Qualitätsthematiken drin? Welche Angebote? Also, dass es eben halt nicht nur eine Betreuung ist, sondern wir wirklich darüber reden, dass wir Bildung machen in den Einrichtungen, und das ist noch mal ein anderer Ansatz. Der Paradigmenwechsel. Der Wechsel, der ja seit ein paar Jahren eingesetzt hat, der muss deutlich Rechnung getragen werden, und dass wir da einfach noch mal genauer hingucken. Mit ganz anderen Teams zum Beispiel arbeiten, dass wir das auch viel, viel breiter aufstellen, das ist so eine Aufgabe, die wir als Stadt irgendwie gemeinsam hinbekommen müssen. Aber da war schon angesprochen, das können wir nicht als Kommune alleine, das ist dann immer so ein Zusammenschluss, wo dann auch noch mal das Land oder auch der Bund nochmal genau reingucken müssen, dass das dann nachher ermöglicht werden kann.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Wenn ich da gleich mal ganz konkret nachfragen kann, also an sie beide, die Frage im Grunde:
Heißt es dann, dass wir kommunal tatsächlich einfach Geld in die Hand nehmen sollten, um Personal zu finanzieren, um diesen Bildungsvorsprung oder dieses zusätzliche Personal für bessere Bildungsqualität in den Einrichtungen vorzuhalten? Also bis das Land dazu kommt, das zu zahlen, werden Jahre vergehen. Nehmen wir da als Potsdam für Geld in die Hand? Vielleicht erstmal an Frau Schkölziger und Herrn Gräfe?
Grit Schkölziger (SPD)
Das ist natürlich eine gemeine Frage! Also wenn man mich jetzt immer wirklich als Bildungspolitikerin fragt, sag ich: Jedes investierte Geld, was dort reingesteckt ist, ist gut investiertes Geld, einfach schlussendlich. Also wenn man mich fragt: JA, auch wenn ich ganz genau weiß, dass am Ende die Diskussion wieder aufgeht, „Wenn wir es in die Hand nehmen, dann machen wir es dem Land leicht, und die tun es dann nachher nicht mehr.“ Das ist ein bisschen so die die Gratwanderung, auf der wir uns bewegen müssen und in die Diskussionen müssen wir uns begeben und im besten Fall tun wir so zeitgleich, dass wir dann, wenn wir in die Vorleistung gehen, das nicht zu lange tun. Aber ich weiß. Ich würde es mir wünschen. Ich befürchte, das wird eine schwierige… ein dickes Brett, machen wir es so.
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ich glaube auch, dass wir, wenn es um die Kita-Finanzierung geht, nicht so tun können, als könnte es Potsdam alleine. Sondern wenn es um dauerhafte Aufgaben geh, und das haben wir auch beim Kita-Ausbau gesehen: Das Problem war nicht die Investition, das Problem waren die dauerhaften Kosten, die die Kommunen alleine nicht stemmen können. Dann brauchen wir zusätzliche Mittel vom Land und vom Bund. Aber was wir machen können, und das finde ich schon, dass da Potsdam jetzt auch vorangehen kann, jetzt in dieser besonderen Situation, Vorschläge zu machen, konkrete Konzepte auf den Tisch zu legen. Wie können, sozusagen, diese jetzt freigeborenen Kapazitäten genutzt werden? Wie können wir auch, zum Beispiel, Kitas so umbauen, dass wir beispielsweise Familienzentren dort einrichten, wo dann eben auch mehr stattfindet, als eben nur die klassische Kita, die klassische frühkindliche Bildung. Sondern wo wir, sozusagen, einen gesamtheitlichen Auftrag haben für den Stadtteil, auch Kinder- und Jugendhilfeangebote, Familienplanungsangebote zu schaffen. Da ist durchaus, glaube ich, viel möglich, wenn man weggeht von starren Konzepten, und da kann Potsdam durchaus was tun.
Frauke Havekost (Bündnis 90 / die Grünen)
Also neben mir mit Grit, sitzt natürlich jemand und Realpolitikerin aus der Stadtverordnetenversammlung. Ich hab jetzt tatsächlich noch einen etwas frischeren Blick. Einen anderen Blick, nicht frischer. Entschuldigung. Und die Hoffnung, dass wir tatsächlich auch als Stadt Geld in die Hand nehmen für bestimmte Zielgruppen, für zum Beispiel integrative Maßnahmen, für Sprachförderung, gerade auch für unsere Neubürgerinnen und die Kinder, dass wir also da tatsächlich reingehen, das wäre mein Wunsch. Dass Potsdam sich dem nicht verschließt und vielleicht wir alle uns auch nicht verschließen werden.
Tabea Gutschmidt (CDU)
Dem möchte ich mich kurz noch mit anschließen. Also Brandenburg ist ja in Sachen Bildung auch immer Schlusslicht bei den Pisa-Umfragen und das stört mich so ein Stück weit und da setzen wir als CDU… oder möchten wir als CDU auch ansetzen. Dass wir sagen, frühkindliche Bildung ist so dringend nötig, sodass wir das eben auch in die Kita mit reintragen und da ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Schlüssel. Es zeigen ja auch Statistiken, dass besonders die Sprachdefizite sehr hoch sind, also auch im Verständnis von Sachaufgaben und da denke ich liegt ein großer Schlüssel drin. Dass man da wirklich sagt, „wir müssen Sprache fördern“. Es kann natürlich Kita allein nicht machen, sondern da braucht es dann natürlich auch qualifizierte Sprach-Kitabetreuer, die ja eben extra auch ausgebildet sind. Also es wird dann so eine Kombination sein und dafür muss man dann natürlich auch Geld in die Hand nehmen. Ob es jetzt Potsdam alleine tragen kann, da setze ich auch so meine Fragezeichen dahinter. Nichtsdestotrotz muss man da sicherlich auch mit dem Land ins Benehmen kommen, dass man da eben für Lösungen steht oder Lösungen findet.
Holger Rohde (FDP)
Grundsätzlich sehe ich das auch so. Es gibt durchaus Nachholbedarf in Sachen frühkindlicher Bildung und Sprache und Integration, finde ich, ist zentral. Allerdings muss man genau definieren, was man denn drunter versteht und was man haben möchte an Bildung und das nicht so allgemein fassen und was das Ziel ist dabei. Weil, man kann es auch übertreiben im frühkindlichen Bereich, finde ich, und wenn ich jetzt an die Zeit meiner Kinder in der Kita denke muss ich sagen, das war gar nicht so schlecht. Ja, also man kann auch nicht sagen, dass es wirklich schlecht ist in Potsdam. Kann natürlich etwas verbessern. Der Schlüssel muss vielleicht verbessert werden und die Integration von nichtdeutschen Menschen, die die Sprache nicht können. Aber wie gesagt, nicht zu viel Bildung. Also man muss jetzt nicht Chinesisch oder Englisch und solche Dinge in der Kita machen.
Franziska Ludwig (Die Partei)
Das E in Partei steht ja für Elitenförderung, also sind wir ja grundsätzlich da auch dabei. Und wie Fedor Nocke ja am Montag schon mehrmals betonte, wird er auch sicherlich kontrollieren, ob das hier alles umgesetzt wird und dann ganz viel Bildung in den Kitas betrieben wird. Ich persönlich frage mich an der Stelle, wie definiere ich den Bildungsbegriff? Setze ich da vielleicht auch soziale Bildung voraus? Und guck noch mal in mein Konzept, wie ich den Kindern beibringe – obwohl sie alle unterschiedliche Möglichkeiten haben – können sie aber alle den gleichen Weg gehen. Und verstetige vielleicht, wenn ich höre, dass sich die Situation in den Kitas entspannen kann und nicht mehr überfüllt ist, sondern einfach mehr Menschen mit den Kindern arbeiten können, meine Konzepte und gucke da noch mal rein und gucke nicht, dass ich das fünfte mal irgendein Mammut-Projekt da mit rein bringe, mit dem alle überfordert sind, nachdem wir Partizipation und sonst was durchgeballert haben, sondern sehen einfach, dass wir ein entspannten Bildungsweg in soziale Richtungen finden. Danke.
Grit Schkölziger (SPD)
Das sind ganz viele Sachen jetzt schon angesprochen worden und ich finde, wenn wir über Bildung reden, weil das ja auch schon gesagt worden ist, über welche Bildung reden wir? Vielleicht wäre auch einer Satz zu sagen, dass wahnsinnig viel Grundlagenbildung, weil auch das sehen ja auch die ganzen, wenn man sich jetzt mal so empirisch mal anguckt: so Lebenswege von Kindern, dass ganz viele Sachen schon in den Kitabereichen man a) sieht und b)hätte beheben können und die Weichen ganz anders stellen können. Also wenn man ganz klare Beispiele wie zum Beispiel Lese-Rechtschreib-Schwäche, man sieht die im Kindergarten schon. Aber da ist dann überhaupt nicht die Fachkraft. Ich will da gar nicht die Erzieher*innen da unterbewerten, die macht einen tollen Job! Die Ausbildung ist eine ganz andere. Sie sehen zwar, dass da ein Problem ist, aber können gar nicht gegensteuern. Und da brauchen wir, und da sind wir schon mit Familienzentren oder Kitas anders denken, als Lebensraum, und zu sagen, da gibt es eine Situation und dann müssen wir dem Kind einfach die entsprechenden Unterstützungssysteme in den Kitas auch mit reinpacken. Das geht ja auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ja, wie soll ich denn sonst so ein Angebot, wenn ich merke das Kind braucht es, neben meiner Arbeit dann nachher nach 17:00 Uhr mit so einem kleinen Wicht noch hinbekommen? Also von daher ist es total wichtig, die Kitas auch als Lebensraum ein bisschen anders zu denken.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Dann machen wir noch ein Statement und dann wechseln wir, gehen wir weiter.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Das schließt sich fast gerade an. Mir blieb nämlich so im Kopf, dass wir tatsächlich ja auch das Kitagesetz in der Form anpacken müssen, dass die Räumlichkeiten sich verändern. Also das letzte Gesetz ist von 99, und wir haben wirklich einen ganz anderen Platzbedarf inzwischen erkannt. Kinder brauchen mehr Platz und auch – gilt nicht nur für Schule – auch die Kitas und Horte haben praktisch den dritten Wohnraum ganztägig zu leben und wir müssen ihn gestalten mit ihnen. Also auch da kann die Stadt natürlich gute Räume, gute Außenräume immer mehr zur Verfügung stellen, als sie bis jetzt tut. Tut unseren Kindern allen gut.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Jetzt haben wir uns so schön den Inhalten gewidmet. Jetzt muss ich n ganz doofen Bogen schlagen. Wir haben aber auch ganz viel über Geld geredet und dann wir würden bei der nächsten Frage mal das Thema der Kosten der Kindertagesbetreuung in den Raum stellen. In Potsdam ist das ja ein Reizthema in den letzten Jahren gewesen. Aus ganz verschiedenen Gründen. Auf Landesebene ist es so, dass die Kindergartenjahre, also die Kinder in den Jahren, wenn sie 3, 4, 5, 6 sind, demnächst komplett kostenfrei sind und doch unterscheiden sich die Elternbeiträge in Potsdam für die Krippe und den Hort – also für die Angebote, für die weiterhin Beiträge anfallen – um mehrere 100€ bei gleichem Stundenumfang und gleicher Leistung. Wie erklären Sie Familien diese Situation? und ich würde jetzt mit Frauke Havekost noch mal anfangen, diese Frage, sozusagen. Wie erklären sie den Eltern, dass die Beiträge bei den Trägern in Potsdam so unterschiedlich sind, obwohl die Leistung die gleiche ist?
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Jetzt freuen sich alle, dass ich diese schwierige Frage beantworten muss. Ich glaube, ich würde selber mit Unverständnis reagieren und versuchen, erstmal selber zu verstehen, warum das so ist. Ich habe da keine Erklärung für, ich finde das ungerecht und nicht nachvollziehbar.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Gibt es denn in der Runde jemanden, der erklären könnte, woran das liegt und warum es daran liegt?
……
Nicht, tatsächlich. Ja, „schlecht gewählt“ ist eine schöne Formulierung. „Pech gehabt, hast halt die Kita genommen… den Platz gekriegt, in der es teurer ist.“
OK, also dann.
Grit Schkölziger (SPD)
Ich glaub, man kann ganz viele Gründe dafür finden, ob die jetzt … also die darf man auch nicht gut finden… also Argumente die angeführt sind, ist das Alter der Einrichtung, am Ende Energiekosten, et cetera. Alles, was dort so rein fließt.
Ob das jetzt logisch oder verständlich ist? Ich glaube, ich bin froh, dass meine Kinder aus dem Kindergarten raus sind. Weil das ist völlig nachvollziehbar, dass man am Ende dort aussteigt. Es ist am Ende die, glaube ich, die wichtige Botschaft, „Wir müssen eine Lösung dafür finden, die das aufhebt“, weil das ist nicht erklärbar. Es geht darum, dass die Kinder dort betreut werden und der Rest macht keinen Sinn, ja.
Franziska Ludwig (Die Partei)
Dem kann ich mich nur anschließen. Die Frage kann ich mir auch nur stellen. Wie kommt es zustande und warum ist es noch nicht gelungen?
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, spannendes Thema. Da könnte man so tief einsteigen, aber ich glaube, wir gehen einfach eine Runde weiter, denn es gibt noch so ein paar andere Themen in der Stadt, die so drängen, wie zum Beispiel das Thema Jugendorte. Ja, da entführ ich euch jetzt mal hin in die Richtung. Denn in der einen oder anderen Region, der Potsdamer Stadt ist das ja tatsächlich ein riesiges Thema und für die Jugendlichen im Besonderen.
Also die Frage: Stellen Sie sich vor, sie wären noch mal 16 – was wäre Ihr Lieblingsort im Wahlkreis und was würde fehlen?
Ich glaub ich würde die Frage zuallererst an Holger Rode geben.
Holger Rohde (FDP)
Ich kannte diesen Ort hier noch nicht und ich hab den jetzt kennengelernt und das ist tatsächlich ein Ort, der mir sehr gut gefällt und auch als Sechzehnjähriger gefallen hätte. Also das hatte ich nicht. Billardtisch, Tischtennis und Fitnessraum nebenan. Also das finde ich toll. In der Vorbereitung hab ich gedacht, so Westkurve ist so ein Ort, wo ich gerne bin oder auch mit den Kindern gern hingegangen bin. Da gibt es einen Spielplatz, da gibt es einen Bolzplatz. Da kann man viel machen, man kann das aber auch vielleicht noch schöner machen. Hier kann man vielleicht auch noch in der Einrichtung was machen.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Vielen Dank. Gerne geben wir die Frage auch in die Runde.
Tabea Gutschmidt (CDU)
Also wenn ich jetzt noch mal 16 wäre, dann wäre es bei mir wahrscheinlich auch die Westkurve, weil ich natürlich leidenschaftliche Sportlerin bin und man sich dort sehr gut bewegen kann, vor allem mit vielen Kindern aus dem Kiez. Aber in der Tat sehe ich, dass wir hier auch durchaus noch mehr Sportattraktionen, sprich Bolzplätze oder dergleichen mehr haben könnten. Also ich kenn es auch aus anderen Städten und da fällt es mir auf, dass Potsdam da, als Sportstadt … Wir haben den Olympiastützpunkt hier, wir haben viel Wassersport und alles dreht sich um Sport, aber wenn es eben um die städtischen Sportstätten geht, dann sieht es doch sehr mau aus. Also wir, Grit wird mir da zustimmen, wir diskutieren ja schon seit Jahren über weitere Turnhallen. Und der Stadtsportbund ist da auch im regen Austausch mit uns und jammert uns dahin und da sind wir definitiv einfach auch zu langsam. Da gibt es immer wieder zu viele Initiativen, die dann wiederum sagen, „ja, hier geht es nicht, weil…“ und „da geht es nicht, weil…“. Und da muss man einfach auch viel schneller auch Lösungen finden, damit wirklich auch der gesamte Breitensport abgedeckt werden kann.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Als ich 16 war, bin ich sehr gerne tanzen gegangen und ich hab das hier in Potsdam nicht erlebt, dass wir diese Diskos, diese Clubs, haben, die geeignet sind oder wo die Kinder gerne hingehen, die haben zum Glück die S-Bahn nach Berlin und können dorthin ausweichen und das würde ich mir wünschen, also ganz einfach eine neue Clubkultur für 16 bis 20 jährige.
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ich glaub, mein sechzehnjähriges Ich unterscheidet sich gar nicht so sehr von meinem Einunddreißigjährigen Ich. Was die Frage der schönsten Plätze angeht: Ich find tatsächlich, was hier durchaus Lebensqualität groß ausmacht, sind die vielen Möglichkeiten am Wasser zu sitzen. Aber da komme ich auch dann wieder zu den Problemen, dass wir zwar die Möglichkeit haben, am Wasser zu sitzen, aber die Verwaltung sich seit Jahren sperrt, Möglichkeiten zu schaffen, das Wasser dann eben auch beispielsweise für Sport nutzbar zu machen, indem man irgendwie schwimmen geht oder sozusagen auch, keine Ahnung, leichte Einstiege mit dem Kanu oder Ähnlichem findet. In anderen Städten gibt es da durchaus Möglichkeiten. Das gibt es, sozusagen, Möglichkeiten, da wurden Badestellen geschaffen. In Potsdam sperrt sich die Verwaltung bis heute dagegen, obwohl es ja sozusagen auch in der SVV in der Vergangenheit Initiativen dazu gab. Und das wär auf jeden Fall ein Punkt, wo ich mir wünsche, dass wir in 5 Jahren weiter sind, dass wir sozusagen das, was hier an Wasser ist, eben nicht nur für Private nutzbar machen, wie es leider oft der Fall ist, sondern eben wirklich für die breite Allgemeinheit.
Grit Schkölziger (SPD)
Wenn ich jetzt 16 wäre, wo wäre ich jetzt? Also an der Platte, da war ich mit 16, da gab es einen Eisladen, der war richtig cool! Den könnte man sich wieder wünschen. Ich glaube aber, das ist gar nicht mehr diese Qualitätsthematik an der Stelle. Was aber gerade der Platte fehlt, ist … sie ist nun in die Jahre gekommen. Die hat wenig Aufenthaltsqualität, sich da jetzt wirklich als Jugendliche*r noch mal einzufinden aber dabei gibt dieser Raum sehr viele Möglichkeiten für Sport. Einfach. Zusammenstehen, sogar überdacht für Regentage, aber wie ist deutlich in die Jahre gekommen. Also da wäre es jetzt gut mit den Nutzenden, da auch mal eine Aufwertung hinzubekommen. Die wird jetzt auch deutlich, deutlich mehr von, wie wir so klassisch sagen, unorganisiertem Sport genutzt – was super ist – aber um 22:00 Uhr gehen die Laternen aus, so. Und was eher noch der Unterschied ist, so wie ich hier groß geworden bin und wie es heute ist. Ich hatte fast an jeder Ecke irgendwo ein Spielgerät, irgendwo, das gibt es hier kaum noch im Stadtteil. Also wenn wir dann als Kinder hier durchgezogen sind, dann mal zu Freunden, zu Klassenkameraden, dann war irgendwo mitten auf dem Weg noch ein Spielgerät und wir sind da hängen geblieben. Das fehlt mir persönlich so, das nehm ich so wahr und das ist denke ich auch, was dem Stadtteil, was ja wirklich sehr, sehr viele Kinder hat und sich immer wieder neu mit neuen Kindern wieder – zum Glück – verjüngt, dem auch wieder gut tun würde. Meine Sichtweise.
Franziska Ludwig (Die Partei)
Tatsächlich war ich mit 16 Jahren genau hier. Und ich habe es geliebt. Und bin erstmal sehr dankbar, dass es diesen Ort auch immer noch gibt. Hier konnte man einfach sein und hier konnte man auch Dinge für sich ausprobieren und wurde immer akzeptiert. Also ich hoffe, euch gibt es noch lange weiter. Solche Orte fehlen auch einfach an dieser Stelle. Was mir jetzt fehlen würde, wäre ich 16 Jahre? Die Partei. Oder hätte mir damals gefehlt. Und auch was mir hier überall fehlt, sind auch vielleicht mehr solche Flächen, an denen ein 16 jähriger Mensch einfach ein 16 jähriger Mensch sein kann. Mist machen kann. Laut sein kann man selbst sein, kann irgendwelchen Kram ausprobieren, ich habe einen Haufen Müll gemacht. Das könnte man heute gar nicht mehr, dann ist es gleich kriminell. Dann ist es furchtbar, dann ist es laut, dann passt es nicht ins Stadtbild und so weiter und sofort, die ganzen Flächen sind zugebaut, es ist immer gleich Schall und hier und da.
Und das fehlt einfach. Die Menschen können sich gar nicht mehr ausprobieren und selbständig entwickeln und deswegen müssen wir ständig von außen auf die einwirken, damit sie wieder in unser System passen. Und das kann so nicht sein.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Wer denn gern?
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Also ich wurde ja nicht nur gefragt, wo ich gerne hingegangen wäre, sondern wo ich heute hingehen würde. Und da beobachte ich natürlich andere 16 bis 20 jährige, die auch gerne mal nachts in den Park oder auf die Freundschaftsinsel schleichen, weil sie da einfach ihre Ruhe haben vor der Stadt, vor der Beobachtung, vor dem Umfeld. Und tatsächlich finde ich das irgendwie ganz gut, obwohl ich natürlich…(lacht)…ich sag nichts weiter.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Alles klar. Dann lassen wir das so stehen.
Dem Reizthema Freiräume folgt ein nächstes, sehr schwieriges und doch so wichtiges Thema. Es geht um das Thema Inklusion. Wir haben jetzt gerade 15 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention. Wir haben die Erklärung von Barcelona, der Potsdam vor weit über 10 Jahren beigetreten ist. Inklusion ist gesetzlich längst vorgeschrieben und gesellschaftlich vielfach eingefordert. Und doch scheint es bislang so ein ganz schwieriger „Learning by doing“ oder auch „nicht weiterdenken“-Prozess zu sein. Die Frage geht an Tabea Gutschmidt zuerst: Was wäre Ihr Ansatz für eine Kita für alle, ohne dabei die Fachkräfte zu überlasten?
Tabea Gutschmidt (CDU)
Ist interessant, dass sie mir, dass Sie der CDU immer die Inklusionsfrage stellen, weil das war bei den anderen Runden auch schon so. Ja, also. Das ist eine sehr gute Frage. Und zwar finde ich nämlich Inklusion kann nur mit einem gescheiten Konzept funktionieren. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung, jetzt nicht im Kitabereich, aber im Schulbereich, eigentlich eine Freundin von mir. Die hat ein Kind in NRW, was bedürftig ist und sie sagt, ihr Kind wäre besser aufgehoben in einer Förderschule, weil das Konzept nicht für ihren Sohn nicht funktioniert. Weil der nämlich in der Klasse nicht angenommen ist. Jetzt mag das in anderen Klassen wieder anders sein und wieder gut funktionieren. Ich kenne auch wiederum Kitabeispiele, auch von einem Kollegen, wo Inklusion sehr gut funktioniert hat in der Kita und wo überhaupt nicht aufgefallen ist, dass der Junge, in dem Fall, eine Behinderung hatte, der wurde dann eben mit behandelt wie andere. Ich will damit nur sagen, dass man damit dann auch die finanziellen Mittel immer mitdenken muss. Also man kann nicht einfach nur ideologisch sagen, „Inklusion und jetzt machen wir das und die Gesellschaft hat sich danach zu orientieren“ und dann fehlt aber das Personal, was dafür sorgt, dass es dann auch funktionieren kann. Dann fehlt das Fachpersonal auch, weil Schule oder auch ein normaler Erzieher in der Kita kann das nicht noch mitstemmen und wir haben ja gerade vorhin auch über den Schlüssel gesprochen. Er ist hier in Brandenburg 1 zu 10. Und wenn dann eben noch Inklusion mit dabei ist, dann braucht es definitiv mehr Pädagogen und mehr speziell ausgebildete Pädagogen, so. Und dann sind wir bei der Frage der Finanzierung und das kann man alles machen. Die CDU ist da mit Sicherheit auch bereit dafür, drüber zu reden, aber dann bitte mit vernünftigen Konzepten und nicht einfach nur rausrufen.
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ich verstehe ja, sozusagen, einige Punkte Frau Gutschmidt, die Sie gerade angesprochen haben. Aber ich glaube, man muss ehrlich sein und sagen, dass in Deutschland über 15 Jahre lang Inklusion auch lange Zeit nicht gewollt war und dass es gerade auch die CDU war, die immer wieder auf vielen Ebenen verhindert hat, dass Gelder für Inklusion freigemacht werden, und zwar sowohl in Kita als auch im Schulbereich. Dass Deutschland seit 15 Jahren den Verpflichtungen aus der UN-Behindertenkonvention nicht nachkommt, hängt tatsächlich im Großen und Ganzen damit zusammen, dass die Union auf allen Ebenen – wirklich auf allen Ebenen in dieser Bundesrepublik – versucht hat, zu verhindern, diesen Anspruch, dem Deutschland nachkommen muss, dass Kinder mit Behinderungen eigentlich, soweit es geht, im Normalbetrieb, sozusagen, mit beschult und auch in der Kita mitversorgt werden, dass das bis heute nicht eingehalten wird, ist eine Versäumnis von 15 Jahren und davon ein Großteil der CDU.
00:34:30 Grit Schkölziger (SPD)
Ich glaube, der erste Ansatz für mich ist einfach, dass wir aufhören, so in Schubladen zu denken, was Inklusion…. Und dass das nur Menschen mit Handicap sind, die so in unseren klassischen Definitionsspektrum fallen, irgendwie.
Und vielleicht auch, dass sie doch jeden und jederzeit treffen kann. Meine Kinder, die sind hier in die Kita in Potsdam West gegangen. Die hatten eine Integrationsgruppe, und das war ein ausschlaggebender Grund, warum meine Kinder genau dorthin gegangen sind. Damit einfach auch das Erleben, den Umgang … nicht immer zu gucken. „Oh Gott, wer ist das dort?“, sondern dass sie einfach einen natürlichen Umgang damit lernen. Und wenn wir mal sagen, Inklusion ist ja, wie gesagt, nicht immer nur die Kinder mit den klassischen, wie wir das kennen, Handicaps… sondern, ich habe gerade vorhin von dem Kind mit einer Lese- Rechtschreibschwäche erzählt, das ist mein Kind. Das ist natürlich auch eine Form einer Einschränkung. Genauso sein bester Freund, der in der dritten Klasse das Tourette-Syndrom entwickelt hat. Das sind alles Sachen, die jederzeit und immer passieren können. Da brauchen wir einfach auch ein natürliches Miteinander, Erleben und aber da bin ich aber tatsächlich richtig, es braucht auch Menschen, die das auch betreuen können, dann nachher. Das heißt also, wir müssen immer dran denken, es ist ein Lebensraum, der für jeden offen steht und wir müssen die Räume dafür schaffen, dass es dann auch umsetzbar ist. Aber ich finde, da sind wir ein Stück weit auch in einer gesellschaftlichen Diskussion. Ich kann mich noch erinnern, als es losging, dass in den Pilotschulen für Integration, also Inklusionsschulen, losgingen. Die Elternkonferenz war nicht lustig, die wir da geführt haben. Die war nicht schön. Also ich wollte schon fast rausgehen, ja, weil dann kam dann raus, „Wenn du ein Inklusionskind hast, dann ist da ja Lernstoff, den mein Kind nicht mehr mitbekommt…“. Und ich finde, man lernt also auch mit diesen Kindern sehr viel mehr Empathie, Rücksichtnahme ja. Also, wenn wir Gesellschaft inklusiv haben wollen, müssen wir dort anfangen, und ich finde, das ist leistbar.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Ich bekomm ja Schnappatmung. Also, Inklusion ist ein Menschenrecht und wir alle müssen nicht nur an Fachkräften schrauben. Wir müssen unser Denken ändern. Und zwar in jeder Hinsicht, wie gesagt. Ich krieg Schnappatmung.
Also in jeder Hinsicht. Wir müssen Räume verändern. Wir müssen Menschen verändern. Wir müssen die Eltern verändern und wir müssen unseren Kindern von klein auf beibringen, dass jedes Kind, jeder Mensch anders ist und das Recht hat, anders zu sein. Und wenn wir das nicht hinbekommen, dann können wir 37 Fachkräfte in eine 10 Kopfgruppe bringen, dann hilft das nichts, wenn am Nachmittag auch Eltern kommen und Eltern sich darüber beschweren, dass ein Kind vielleicht nicht so gut Hausaufgaben machen konnte. Also das ist für mich das A und O! Das Denken zu ändern und uns alle an die eigene Nase zu fassen und zu schauen und füreinander miteinander da zu sein, also Gesellschaft zu leben und Gesellschaft zu wollen und nicht sich ausschließen zu wollen, egal in welcher Hinsicht.
Franziska Ludwig (die Partei)
Da bedanke ich mich. Dann haben Sie mir schon viel vorweggenommen an der Stelle. Und ich halte das an der Stelle nämlich auch einfach für eine Definitionsfrage. Was sagen wir hier immer, müssen wir jetzt plötzlich Störenfriede irgendwo reinstopfen? Nein, müssen wir nicht, wir müssen uns der Tatsache bewusst machen, dass wir alle eine Gesellschaft darstellen und bis dato einen Teil davon nicht bemerkt haben, weil wir es uns bequemer machen wollten. Dann müssen wir uns alle mal an die Nase fassen und dann müssen wir gucken, wie wir vor.
Ich komm noch aus einer Generation, da hat man zu Kindern mit Autismus gesagt, sie wären nur schlecht erzogen. Und ich bin froh, dass das jetzt nicht mehr so ist und anerkannt wird. Und ich bin noch glücklicher darüber, dass da hart daran gearbeitet wird, zu gucken, wie wir gemeinschaftlich Konzepte schaffen. Wir können nicht alles den Fachkräften überhelfen und sagen, jetzt mach doch mal. Wir müssen eben alle umdenken und meine Strategie politisch an der Stelle wäre, mich einfach mit allen zusammen zu tun, die das schon anerkannt haben. Und dafür lauter zu sprechen als alle, die es nicht wollen. Weil die brauchen wir in unserem Potsdam nicht.
Holger Rohde (FDP)
Inklusion ist total wichtig. Ich glaube, das ist keine Frage. Die Frage ist nur, wie man das definiert und wo an welcher Stelle Inklusion stattfindet. Ich finde gesellschaftliche Inklusion, das ist zentral. Die Frage ist nur, muss sozusagen, muss jede Kita, muss jede Schule sozusagen alle Menschen inkludieren? Also ich bin da kein Experte, ich bin kein Pädagoge. Aber im Freundeskreis, ein guter Freund von mir, der hat einen Sohn. Der hat eine Lernschwäche und er war sozusagen in einer ganz normalen Schule und das war für den Jungen nicht gut. Und er hat dann einen Platz bekommen bei einer Sonderschule und da konnte er richtig seine Begabung entwickeln. Er hat dann auch eine Ausbildung gemacht danach und ist jetzt richtig inkludiert in der Gesellschaft. Er spielt eine Rolle. Er konnte seine Begabung entfalten und da frag ich mich, muss sozusagen an jeder Stelle Inklusion stattfinden oder muss man nicht gucken, an welchen Stellen? Ich sag mal die Begabungen, die Fähigkeiten, die Lebensentwürfe entwickelt werden können von den Menschen, um dann eine inklusive Gesellschaft zu haben. Also, da sie die Union angesprochen haben, die das vielleicht torpediert. Da müsste man genau angucken, welche Konzepte denn da auf dem Tisch lagen. Man muss natürlich auch immer gucken, nicht wo Inklusion draufsteht, dass immer ein sinnvolles Konzept dahinter steckt. Also kann auch sein, dass Dinge abgelehnt werden, weil es nicht vernünftig ist.
Franziska Ludwig (Die Partei)
Die Frage, die sich mir immer stellt, ist, wie kommen alle darauf, dass jetzt plötzlich alle irgendwie gleich sind und alle in einen Topf geworfen werden? Das ist nicht das Thema! Das Thema ist, die individuellen Bedürfnisse einzelner Persönlichkeiten anzuerkennen und die individuell zu fördern. Selbstverständlich kann jede Fachkraft auch sagen, ich fühl mich dem nicht gewachsen und ich kann in anderen Bereichen besser arbeiten. Das muss eben aufgearbeitet werden. Das ist die fachliche, pädagogische Arbeit dahinter. Es hat niemand gesagt, dass plötzlich alle alles können müssen. Und der Tatsache muss man sich bewusst werden, dann kann man der Situationen auch entgegentreten.
Holger Rohde (FDP)
Nur ergänzend dazu. Das sehe ich ganz genauso. Es sollte nicht um Gleichmacherei gehen. Für mich geht es nur, an welchem Ort das geschieht. Also muss das sozusagen an einer allgemeinbildenden Schule sein, dass dort ganz viele unterschiedliche Kinder sind, mit unterschiedlichen Begabungen und sozusagen da dann auch die entsprechenden Fachkräfte sein müssen, um sie zu entwickeln? Oder ob man das sozusagen in Gruppen macht, so wie man ja auch AG s hat – die einen spielen Schach, die einen das. Da macht auch nicht jeder alles.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Da muss ich ja gleich reingreifen. Natürlich haben wir an jeder Schule ganz viele Kinder mit unterschiedlichen Begabungen und ein Kind, das vielleicht noch weitere Bedürfnisse hat, gehört genau da rein. Ich hab sie nicht ganz genau verstanden vorhin. Sagten Sie, dass wir nicht jedes Kind an jede Schule, an jeden Standort bringen können, grundsätzlich? Aber meine Antwort, falls ich sie doch richtig verstanden habe, wäre, natürlich müssen wir nicht an jeder Schule erstmal Pädagogen für vielleicht blinde Menschen finden. Aber jede Schule muss in der Lage sein mit blinden Menschen, wenn sie kommen, mit blinden Kindern und Jugendlichen umgehen zu können, natürlich.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, vielen Dank. Eigentlich brennt es mir noch ganz doll unter den Nägeln, aber die Zeit, die schreitet voran und wir haben noch das ein oder andere Thema vor uns. Die Fachkräfte wurden schon angesprochen. Ja, an der Stelle, und das ist das, wo es uns jetzt hin verschlägt – das Thema Fachkräfte.
Was kann Potsdam tun, um den drohenden Personalmangel im Bereich Kita, Schule und Jugendhilfe zu begegnen?
Und ja, die Frage würde ich gerne an Grit Schkölziger als erstes geben.
Grit Schkölziger (SPD)
OK, ja der wunde Punkt.
Na ja, da sind wir ja in der Vielschichtigkeit halt drin. Ich glaube, als erstes würde ich erst mal anfangen, die Frage des Respekts. Meine beste Freundin hat sich noch mal bewusst für eine Ausbildung als Erzieherin entschieden, was großartig ist. Aber auch dort begegnet ihr auch heute immer noch „Na ja, sie gestalten ja irgendwie so die Freizeit unseres Kindes.“ Nein, sie sind Erziehungspartner genauso. Wichtige, Wichtige! Gerade wenn wir sagen, in den Meilensteinen einfach ein wahnsinnig wichtiger, beratender Mensch und eine Bezugsperson für unsere Kinder. Also da auch zu sagen, das ist eine wichtige Person. Also die Frage des Respekts! Das erstmal schon an der Stelle, damit wär schon sehr, sehr viel geholfen.
Und dann geht es da tatsächlich los in die weiteren Ebenen rein. Dann die Frage von Bezahlung überhaupt. Ja, das ist meistens ein Beruf, da bringt man noch Geld mit. Ja, weil das eher über andere Ebenen funktioniert. Die Frage, wie lange es dauert, wenn man so viele Sachen lernen muss, bis man dann tatsächlich Erzieher ist, weil da noch ganz viele andere Aspekte mit reinfallen. Ich glaube, da müssen wir mit der Landesebene eben noch rein. Was aber auch der andere Punkt ist, da sind wir wieder in dem Bereich Wohnen. Auch zu sagen, wenn jetzt ein Mensch sich entscheidet, diesen Beruf zu ergreifen, wie sicherlich ganz viele andere, „kommt hier nach Potsdam, dann stehen wir schon da mit einer Wohnung“. Vielleicht wäre auch ein Punkt zu sagen, man packt sich mal mit den Trägern zusammen. Zu gucken, inwiefern man durchaus möglicherweise die Frage von Azubi-Wohnheimen noch mal deutlich wieder anders gestalten kann. Also auch da der Blick manchmal zurück – sollte man nicht so häufig machen – aber es gab hier auch in Potsdam ganz, ganz viele, gleich hier ums Eck, im Grunde von den Eisenbahnern. Die Azubi-Unterkunft ist heute eine kleine Pension. Das sind so Punkte, wo wir durchaus auch als Kommune die Flächen zur Verfügung stellen könnten, das zusammen mit entwickeln. Kann ich mir durchaus vorstellen, wär noch mal eine Möglichkeit, also zumindest auf kommunaler Ebene. Alles andere wäre etwas, wo wir uns dann wieder mit dem Land und Bund deutlich einigen müssen.
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ich glaube auch, dass gerade in der Frage der Ausbildung jetzt sozusagen für Potsdam die Frage des Wohnraums ganz zentral ist. Weil es geht ja nicht nur um Erzieher*innen potenzielle, sondern es geht ja auch um Menschen, die hier soziale Arbeit an der FH beispielsweise studieren, die ja auch keinen Wohnraum in Potsdam finden. Ich kann halt schwer argumentieren, dass die, die hier in Potsdam an der FH, oder an den Schulen ausgebildet werden, dass sie dann in Potsdam bleiben sollen, wenn sie nicht mal für ihr Studium eine entsprechende Wohnung finden. Und ich glaube, da müssen wir tatsächlich ran, dass wir mit der Stadt es schaffen, einen Einstieg in Bautätigkeit bei Azubis- und Studierendenwohnheimen – auch mit dem Studentenwerk Potsdam – zu schaffen. Weil das, was gerade privat gebaut wird, das ist für viele viel zu teuer. Also da reden wir bei den Privaten teilweise von Kosten von 700-800€. Jemand, der möglicherweise noch Schulgeld zahlen muss oder sozusagen im Studium ist, kann sich das für gewöhnlich, ohne reiches Elternhaus, eher selten leisten.
Und zweiter Punkt sozusagen, hat Frau Schkölziger auch schon angesprochen, die Bezahlung. Ich finde sozusagen, dass auch Potsdam, auch wenn es sozusagen klar ist, dass Potsdam möglicherweise eine Einzelmeinung vertritt, aber sich, wenn es dann darum geht, mit dem kommunalen Arbeitgeberverband die Tarifverträge zu verhandeln, eben auch die Kommune Potsdam sich stark machen kann dafür, dass die Forderungen von Gewerkschaften dann entsprechend eben auch aufgenommen werden. Weil, wenn wir das Berufsfeld nicht durch Bezahlung attraktiver machen, werden wir im Wettbewerb der Fachkräftemängel, die wir mittlerweile in Deutschland haben, sehen, dass gerade die sozialen Berufe, weil sie eben auch nach wie vor so schlecht bezahlt sind, immer mehr ins Hintertreffen geraten, und das betrifft dann eben nicht nur den sozialen Erziehungsbereich. Das betrifft dann möglicherweise eben auch die Kliniken und so weiter und sofort. Deswegen, glaube ich, muss da auch ein Umdenken bei den städtischen Kämmerern her, dass Kosten für… oder dass die Bezahlung von Erzieher*innen, von Krankenpfleger*innen eben nicht nur Kostenfaktor ist, sondern am Ende sozusagen der Gewinn für die Stadt.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Ich möchte noch eben 2 Punkte in die Diskussion reinwerfen. Also ich glaub, es gibt ein ganzes Bündel an Maßnahmen, die wir leisten müssen um den Fachkräftemangel zu begegnen. Es kamen ja inzwischen einige. Eines ist jetzt ein eine Geschichte, die mir gestern ein Erzieher und Heilerziehungspfleger gesagt hat. Er hat also wegen seiner eigenen 4 Kinder den Beruf aufgegeben, weil die Einrichtung nicht in der Lage war ihm flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen. Das heißt es geht nicht nur ums Geld. Ihm ging es definitiv nicht darum, sondern um die Möglichkeit der Vereinbarkeit von eigener Familie und Beruf. Und auch die Frage von dem Geld würde ich tatsächlich aus jetzt nicht wissenschaftlich erforschten Gründen, sondern auch tatsächlich mal zurückstellen. Weil ich viele junge Menschen kenne und sie frage, was sie eigentlich machen wollen. Und es geht vielen jungen Menschen gar nicht darum, viel Geld zu verdienen, sondern einen erfüllenden Beruf zu haben. Und merkwürdigerweise ist der Erzieherberuf bei ganz vielen nicht auf der Liste und vielleicht hat das was mit eigenen Erfahrungen oder mit Fantasien zu tun oder mit der Idee, dass sie selber nicht dort irgendwo arbeiten wollen, wo sie vielleicht einfach mal keine schöne Berufsumgebung haben, an der wir nämlich gestalten müssen. Da drehen wir uns wieder im Kreis mit eigenen Erzieher-, Ausbildungsräumen, Aufenthaltsräumen, gutes Essen, flexible Arbeitszeiten und so weiter und sofort.
Holger Rohde (FDP)
Ich glaube, du hast Recht. Es ist nicht nur die Vergütung, sondern es ist sozusagen das Umfeld des Arbeitsplatzes, Flexibilität. Man möchte es Sinn haben in dem, was man tut, aber ich glaube auch, dass die Vergütung ein ganz wesentlicher Faktor ist. Und ich glaube, wir müssen gar nicht darüber streiten, dass diese sozialen Berufe schlecht bezahlt sind und zu schlecht bezahlt sind für das, was geleistet wird, für die Einrichtung selber, aber auch für die Gesellschaft. Und Sie haben es angesprochen, da sind Tarifverträge dahinter, natürlich. Egal, ob das jetzt städtische Einrichtungen sind oder kirchliche Einrichtungen sind, immer Tarifverträge und entsprechende Entgeltordnungen, da haben die Träger überhaupt keine Möglichkeit davon abzuweichen, außer vielleicht durch bestimmte Zulagen oder so etwas. Und deshalb würde ich noch einen Schritt weiter gehen. Die Frage ist ja dann, wenn man das jetzt höher vergütet, die Gewerkschaften, das verhandeln und die Träger, wer bezahlt das denn? Und die Frage ist dann, würden wir denn bereit sein, höhere Kita-Beiträge, also Elternbeiträge zum Beispiel zu akzeptieren, um dann auf der anderen Seite die Einrichtungsmitarbeitenden auch entsprechend vergüten zu können?
Was ich dann richtig fände, dass man sagt, wir wollen das, wir finden das gut als Gesellschaft, auch als Parteien, aber das Geld muss ja irgendwoher kommen. Also Kita-Beiträge könnte ein Beitrag sein.
Tabea Gutschmidt (CDU)
Genau in das Horn möchte ich auch noch mal mit einstoßen, und zwar: Aus unserer Sicht oder aus meiner Sicht ist Qualität, und ich höre es auch immer wieder, vor Quantität, so. Und natürlich ist gerade in den sozialen Berufen der Verdienst immer eine Frage. Nichtsdestotrotz höre ich auch immer wieder, übrigens auch im Gesundheitswesen, unter Krankenschwestern und Pflegern, „Ich brauch nicht mehr verdienen, sondern ich brauch mehr Mitarbeiter und mehr Kollegen“. So, und das ist ja auch das ist Thema in der Kita. Wenn nämlich ein Mitarbeiter ausfällt, also der Schlüssel – ich bleibe mal bei dem Schlüssel 1:10, was das Land ja vorgibt – jetzt ist Potsdam in der glücklichen Lage, freie Plätze zu haben und der Schlüssel wird sich dementsprechend eben auch reduziert haben, aber es kann ja mit hohen Geburtenjahrgängen ganz plötzlich steigen. So aber, das heißt, ich glaube auch viele Eltern sind bereit eher einen Euro zu zahlen, wenn dadurch die Qualität steigt. Wenn dadurch die Betreuung eine bessere ist und eine gute ist. Und Potsdam hat ja schon eine Staffelung. Also für Geringverdiener ist es ja schon so, dass sie weniger zahlen als jetzt jemand, der eben sehr viel verdient. Und wir haben ja auch auf Landesebene die in Kita beitragsfreien Jahre. Nichtsdestotrotz müssen wir uns da schon die Frage stellen, wie der Kollege von der FDP das jetzt schon gesagt hat, wie wollen wir das finanzieren? Entweder alles frei machen… Wir dürfen auf jeden Fall nicht den Fehler machen, Berlin hat es gemacht, beitragsfrei. Was haben die Träger gemacht, weil das Land eben klamme Kassen hat? Die Träger haben ihre Leute ausgestellt und der Schlüssel ist nach oben gegangen. Das heißt, wir haben eine Überlastung der Betreuungskräfte und das kann nicht die Lösung für Potsdam / für das Land Brandenburg sein. Also da müssen wir sehr genau hinschauen. Möchten wir Qualität beibehalten und diesen Beruf eben auch fördern und sagen, „Ja, wir wollen da auch mehr haben.“, dann müssen wir ihn attraktiv machen.
Geht auch über das Gehalt, aber eben nicht nur. Ja, also wenn ich ausgebrannt bin, dann hilft mir mein Gehalt dann am Ende wahrscheinlich auch nichts mehr. Daher müssen wir da sehr genau hingucken, Qualität statt Quantität.
Franziska Ludwig (die Partei)
Also erstmal muss Potsdam, glaub ich, seinen etwas verschlechterten Ruf wieder loswerden. Da war ja zum einen kürzlich der Brandbrief übers Jugendamt, der zeigt, dass hier einiges nicht läuft und Fachkräfte nicht unbedingt anzieht – wurde ja auch noch mal betont, dass es unseren Ruf nicht verbessert und eben diese Wohnsituation. Es ist ja kein Wohnort. Selbst würd ich hier arbeiten wollen und ich komm von außen, hab ich keine Chance, dann fahr ich ewig, dann bleib ich doch lieber irgendwo, wo ich 20 andere Arbeitsplätze kriege und noch eine Wohnung. Und das Zweite ist: Ich selber bin ja bei einem großen Träger und wir bilden auch aus und haben zufällig auch eine Fachschule, die ausbildet. Und wenn ich da mal die Azubis frage, wie es denen geht, dann erzählen sie mir von ihren Einrichtungen. Dass es da einfach anstrengend ist und sie da als volle Fachkräfte in der Ausbildung schon arbeiten müssen. Und dann haben sie 8 verschiedene Auflagen, was jetzt plötzlich los ist und alle sind sich uneinig, was ist jetzt Integration? Wie muss es umgesetzt werden? Jeder hat Angst und ist unsicher und dementsprechend würde ich, wäre ich jetzt wieder 16, würde ich diesen Job auch nicht wählen, ganz klar! Weil er Angst macht. Also es ist die Frage, wie positioniere ich mich an der Stelle? Wo wollen wir hin als Kommune? Was kommuniziere ich, was ich hier leisten will und was kommuniziere ich dieser Berufsgruppe, was Sie hier haben kann, wenn Sie hier groß wird? Danke.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, vielen Dank. Die Zeit rennt. Wir kommen gleich zur letzten Frage. Ich würde gerne…es triggert mich einfach gerade…die beiden Anmerkungen von der FDP und der CDU zum Thema, „Wenn ihr das haben wollt, müsst ihr es im Zweifel auch bezahlen.“ So versuche ich jetzt mal zusammenzufassen. Ich würde ganz gerne als Denkaufgabe mal mitgeben, ob diese Formulierung auch im Bereich Schule fallen würde – „Also wenn ihr mehr Lehrerinnen haben wollt, dann müsst ihr halt auch mehr bezahlen.“ Das vielleicht so als Denkaufgabe. Ansonsten kommen wir jetzt zum letzten Themenblock für heute.
Es ist ein Thema, was auch die Kinder und Jugendlichen, also oder vor allem die Jugendlichen umtreibt. Es geht um das Thema Mobilität und es geht um die Frage,
warum schafft Potsdam es eigentlich nicht, kostenfreien ÖPNV für Kinder und Jugendliche zu schaffen?
Wir haben seit diesem Jahr, dank einer sehr breiten Initiative in der Stadtverordnetenversammlung ein reduziertes Ticket für 15€, das ist mit Sicherheit ein guter Schritt und dennoch stoßen die Jugendlichen bei ihren Diskussionsrunden immer wieder auf die Aussage, „Na ja, wir sind ja hier im VBB-Gebiet und wir müssen uns ja mit allen unterhalten und es gibt keinen Landkreis, der das macht“. Und dann dreht man sich um, guckt ins Havelland und stellt fest, „Oh, in Havelland gibt es kostenfreie Schüler*innen-Tickets!“ Warum schafft Potsdam das nicht? Woran liegt es? Die Frage würde ich zuallererst an Gritsch Schkölziger geben und danach hatte sich auch gleich Konstantin Gräfe gemeldet.
Grit Schkölziger (FDP)
Ja, OK, Havelland muss ich jetzt passen. Potsdam Mittelmark weiß ich, dass die per Satzung das festgelegt haben, und zwar immer im Bereich der nächsten Schule. Also danach ist es so ganz kostenfrei auch nicht. In dem Moment, wo du einen Einpendler hast, bist du in der Situation zahlen zu müssen. Und da war jetzt das 9€ -Ticket eines der guten Lösungen, zumindest wenn man es dann tun muss.
Wir sollten uns nur auf den Weg der Diskussion machen. Weil was im Raum steht. ist, wenn man sagt kostenlosen ÖPNV – „Ist es im Bereich der Schule, ist es überhaupt im Ganzen?“. Und dann sind wir wieder bei Bund und Land. Also Kommune wird es alleine nicht hinbekommen, weil dann ist doch wieder die Frage mit den anderen Kindern. Da brauchen wir am Ende alle wieder. Alle Partner, die am Kind finanzieren mit im Boot und so. Ich würd es gerne sicherlich anders, aber es ist ja auch die Frage der Leistbarkeit, mal nur aus dem Blick. Aber trotzdem an dem Punkt, was Eltern so manchmal wollen? In meiner Zeit als Kreiselternrat haben wir genau diesen Punkt hier mal diskutiert, miteinander – so einig waren wir uns am Ende alle nicht gewesen. Ich finde es aber gut, dass wir diese Diskussion führen. Die sollten wir führen und die sollten wir ergebnisoffen führen und im besten Fall so, dass unsere Kinder den ÖPNV auch nutzen und auch gerne nutzen wollen, weil wir verbinden ja damit auch einen Wunsch dann an der Stelle.
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ja, woran liegt es? Ich würde sagen, an der politischen Prioritätensetzung. Die Linke hat in den letzten Haushaltsverhandlungen vorgeschlagen, dass wir in Potsdam den Einstieg in den kostenlosen Nahverkehr für Schüler*innen schaffen. Grüne und SPD waren damals dagegen, die hatten andere Prioritäten. Wir hatten, wir haben sozusagen das priorisiert, am Ende waren SPD und Grüne dann bereit, sich auf diese 15€ zu einigen. Das ist ein erster Schritt, aber ich sage ganz klar, das geht uns nicht weit genug. Was jetzt sozusagen die Mehrheitsfindung in der nächsten Stadtverordnetenversammlung angeht, sagen wir auch ganz klar, das ist natürlich für uns eines der Kernthemen, dass wir jetzt in Potsdam tatsächlich es auch schaffen, was in anderen Kommunen eben auch möglich ist, nämlich dass Schülerinnen und Schüler endlich den Nahverkehr kostenlos nutzen können.
Holger Rode (FDP)
Also wir sind sehr skeptisch gegen, ich sag mal, eine kostenlos Mentalität.
Ich finde das auch nicht gerecht. Also ich muss auch 2 Kinder Tickets mit 15€, finde ich auch gut, bezahlen und finde ich auch OK. Und ich verstehe nicht, warum ich jetzt zum Beispiel nichts zahlen müsste für meine Kinder. Wäre schön, aber ich weiß nicht, ob das nötig ist. Auf der anderen Seite muss ja auch der Nahverkehr finanziert werden – ich brauch Trams, ich brauch Bus, ich brauch das Personal, dass diese Fahrzeuge auch fährt. Das muss bezahlt werden, und wenn man dann die Haushaltssituation Potsdams anguckt, und ich hab die Zahlen jetzt nicht ganz genau im Kopf, aber wir sind 2023 mit einem Defizit von über 11.000.000€ rausgegangen. Für dieses Jahr ist ein Defizit von über 40.000.000€ prognostiziert und für 2025 von über 65.000.000 und da frage ich mich, wie denn dann? Und mit dieser Situation solche Dinge finanziert werden sollen – gleichzeitig sozusagen die Serviceleistungen aufrechterhalten, die Bahn sollen ständig fahren, soll auch alles sauber sein, alles modern. Es soll so sein, dass auch Rollstuhlfahrer reinfahren können. Also das funktioniert glaube ich nicht.
Tabea Gutschmidt (CDU)
Wir waren ja auch dafür, dass wir… wir haben da auch einen Antrag gestellt, der ja eben von Rot-Grün abgelehnt wurde. Jetzt sind wir bei dem 15€ Ticket und nur noch mal ergänzend: Ich stelle da auch noch mal die Frage, ob nicht der Verwaltungsaufwand für die Beantragung dieses nicht noch immens höhere Kosten verursacht, als wenn wir jetzt sagen würden, alle Kinder und Auszubildenden auf Freifahrtschein für Potsdam AB? Das kann ja nicht so schwer sein! Die Landkreise rundherum, die schaffen es auch. Wie gesagt, Beispiele hatten wir dafür. Und wenn man jetzt den Verwaltungsaufwand dagegen rechnet, dann kommen wir wahrscheinlich aufs Gleiche raus. Da könnten wir uns dann noch Einiges sparen und deswegen haben wir als CDU gesagt, wir wollen es kostenfrei machen für die Kinder und Jugendlichen. Das hat aber in der aktuellen Potsdamer Stadtregierung nicht funktioniert und wir werden das dann auf jeden Fall in der nächsten noch mal anpacken.
Frauke Havekost (Bündnis 90/dieGrünen)
3 Punkte möchte ich dazu sagen. Natürlich im Zuge der Klimawende ist jetzt eine absolute Notwendigkeit, dass der ÖPNV bezahlbar ist. Wir haben es bei 49€ Ticket gesehen: es ging ja auch! Und auch die kostenlose Nahverkehrsversorgung für Kinder und Jugendliche muss sich natürlich endlich auch durchsetzen. Sie haben eben gesagt, dass Sie die 30€ gerne zahlen. Es gibt so viele gute Einrichtungen, die man dann auch mit einer Spende beglücken kann. Das wäre dann ja eine Möglichkeit für Sie das gesparte Geld einzusparen. Dasselbe würde ich auch allen mitgeben, die für die sagen, man muss Kitas und Fachkräfte bezahlen. Wenn es günstiger wird für den einen, kann man das ersparte Geld, das man dann ja vielleicht hat, auch einfach gut weiter spenden. Ob das jetzt so die Position meiner Partei ist, weiß ich gar nicht, aber ich nehme das Recht raus, dafür eben auch mich einzusetzen. Und ich hoffe, dass wir da wirklich sehr viel weiterkommen auch.
Franziska Ludwig (die Partei)
Ich bedanke mich für diesen Beitrag, der war großartig!
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja, dann sind wir eigentlich auch am Ende. Wir würden mal ganz kurz Schlussrunde machen – jetzt mal von mir aus den Kreis entlang – in 10, 20, 30 Sekunden kurz nochmal den Potsdamerinnen und Potsdamern erklären, warum genau Sie 3 Kreuze bekommen sollten am 9. Juni?
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Oh. Warte!
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Wir verschieben das noch mal kurz. Wir haben nämlich auch eine Vertreterin des Kreisschüler*innenrats hier bei uns, die Joline. Und die Joline hat eifrig zugehört und eine Frage vermutlich.
Joline (Kreisschüler*innenrat Potsdam)
Ja, also ich hab 2 Fragen. Einmal, wie will man die Digitalisierung an Schulen auf Vordermann bringen? Also jetzt mal in die Runde.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Mach mal am besten gleich beide Fragen. Und dann?
Joline (Kreisschüler*innenrat Potsdam)
Ach so. Und die andere Frage ist: Wie will man die mentale Gesundheit der Schüler verbessern? Weil es gibt immer mehr Fehltage von den Schülern und das liegt teilweise auch an der mentalen Gesundheit. Also sind da irgendwie Schulpsychologen in Planung oder so?
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
2 sehr gute Fragen. Ich würde jetzt genau für jede Frage einen Antwortenden finden. Wer möchte für welche Frage?
Frau Schkölziger.
Grit Schkölziger (SPD)
Digitalisierung. Eines meiner Lieblingsthemen, tatsächlich. Weil die so viele Möglichkeiten, auch wirklich großartigen Unterricht noch mal ermöglichen und Inklusion, weil da nämlich ganz viel nochmal individuelle Förderung auch mal möglich ist. Wie könnte es gehen? Wir haben jetzt in der jetzigen Legislatur den kommunalen Medienentwicklungsplan auf den Weg gebracht, der sich ganz viele Dinge in diesem Bereich anschaut und erstmalig auch ermöglicht, dass jede Schule mit gleichen Standards und auch mit Geräten ausgestattet wird. Also wir reden jetzt erstmal nur mal von Digitalen Tafeln. Damit fangen wir jetzt im Grunde erst mal an, als Möglichkeit. Dass sich ja auch die Frage von Support klärt. Oder mal grundsätzliche Fragen klärt, wie zum Beispiel, dass die Landeshauptstadt Potsdam jedem Kind ein digitales Endgerät, da muss man dann nur gucken, wann wir dann einsetzen, wie auch immer auch zur Verfügung stellt. So erstmal das. Worüber wir dennoch diskutieren müssen, ist die Frage der Beteiligung von Eltern. Das ist in dem Antrag auch schon drin – zu sagen, mit den Akteuren aus dem Kreiselternrat diese Dinge noch miteinander zu besprechen. Einer der wichtigen Schritte, tatsächlich, überhaupt die Technik zur Verfügung zu stellen. Den Schülerinnen und Schüler die Endgeräte zur Verfügung zu stellen. Und dann und das ist der nächste Schritt aber auch die Frage der Lehrenden an der Stelle. Wenn die das nicht haben, dann nützt das auch immer nichts. Aber das haben wir jetzt ja schon. Und das müssen wir halt deutlich weiter verfolgen, weil jetzt ja auch die Frage von Einkaufsprozessen et cetera dahinten mit dranhängen. Ich könnte, jetzt aber zur Mental Health noch was sagen, aber das macht vielleicht jemand anderes.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja wäre super, wenn es jemand anders macht. Wenn ich ganz kurz auf den Antrag der Digitalisierung eingehen darf, bitte die Administration hinterher nicht vergessen. Also das ist ja die Erfahrung der letzten 30 Jahre, dass es nichts hilft, super Geräte anzuschaffen, wenn nachher niemand dafür zuständig ist, die aktuell zu halten.
Dann gebe ich zur mentalen Gesundheitsfrage weiter.
Franziska Ludwig (Die Partei)
Ja, danke. Zum Thema mentale Gesundheit erstmal. Großartig, dass du da bist und vielen Dank, dass du dir Fragen notiert hast. Das nächste Mal kommt gerne mit mehr Leuten und geht uns richtig auf die Nerven, weil um euch geht es hier und wir können uns ja alle dumm und dusselig diskutieren. Wir müssen immer wissen, wie es euch geht und was ihr braucht. Da bin ich auch schon bei dem Thema.
Das Wichtigste ist, dass überhaupt mal anerkannt wird, was ihr die letzten Jahre durchgemacht habt. Corona hat noch so viele Narben hinterlassen, die überhaupt nicht aufgearbeitet werden, die nirgendwo erfasst werden und das gibt euch das Recht zu aufzustehen und zu sagen, „OK, wir brauchen hier was und jetzt gebt uns mal was, weil wir sind ja alleine gelassen.“ Und genau deshalb möchte ich zusehen, dass ich in sämtliche Gremien komme, in denen besprochen wird, wie damit umgegangen wird. Damit ich alle, die hier versprechen, dass sie Wunder was machen, darauf hinweisen kann, was sie hier versprochen haben in der Vergangenheit.
Tabea Gutschmidt (CDU)
Ich würd ganz gern noch mal zum digitalen überschwappen, weil das ist etwas, was mich sehr wurmt. Und zwar hatten wir ja schon in der letzten Periode vom Bund 5 Milliarden zur Verfügung gekommen. Man denke mal noch mal zurück, ne, das war 2017,`19,`20 so und heute haben wir 2024 und wir stapfen immer noch im Dunkeln. Jetzt ist es so, dass die Potsdamer Schulen wenigstens schon mal eine digitale Tafel erhalten haben. Nichtsdestotrotz, wenn die SPD jetzt hier sagt, „Wir haben ja schon einen Medienplan.“, dann wird mir schwindelig. Weil andere Bundesländer sind schon längst fertig. Das Land Brandenburg hat erst mal alle Medienpläne gesammelt, um dann anzufangen mit dem Auszahlen oder mit der Anschaffung. So jetzt können Sie sich ja vorstellen, wenn gewartet wird bis die letzte Auszahlung… Und die, die den Antrag schon vor 5 Jahren gestellt haben, die müssen jetzt warten, bis die letzte den Antrag gestellt hat, damit dann irgendwann mal was Digitales in den Schulen passiert. Also auch da sind wir behäbig und langsam. Das geht von der Stadt bis eben ins Land hinein. Und die Gelder werden eben viel zu spät auch vom Bund abgerufen. Und da liegt das Geld beim Bund. Es ist im Übrigen nicht nur die Anschaffung von digitalen Medien, sondern es es geht dann auch weiter mit der Anbindung von Schulen, denn WLAN fällt auch nicht vom Himmel.
Das heißt, auch da brauchen wir die Glasfaser, da fragen Sie doch mal, wie die Schulen angebunden sind ans Glasfaser! Auch da sind wir viel zu behäbig und das Geld liegt da und Städte und Kommunen oder im Besonderen auch das Land ruft es einfach nicht ab und das finde ich mal richtig schade und da muss definitiv mehr Wind rein.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Jetzt wird es gerade total spannend. Ich würde gerade Frau Schkölziger noch mal kurz, weil Sie sie gerade direkt angesprochen haben. Frau Schkölziger kurz, dann kommt gleich noch mal eine Nachfrage von Joline. Wir müssen aber auf die Zeit gucken, weil sonst ist die Badewannenzeit zum Podcast hören vorbei, das ist dann zu lang, da wird die Haut schrumpelig, genau danach dann.
Grit Schkölziger (SPD)
Ja, jetzt könnte man einen ziemlich langen Vortrag über Digitalisierung halten. Also jetzt bin ich ja auch seit, glaub ich, fast 15 Jahren Elternvertreterin und diskutiere genau diese Sache ja schon sehr, sehr lange und wieder eine der klassischen Elternkonferenzen, wo sie auch sagen „Digitalisierung und Schulen bitte nicht“. Man kann ja über Corona einiges sagen, aber wenn es eins gebracht hat, einen Riesenschub gerade in diese Frage, dann an der Stelle. So und jetzt kann man wieder sagen, „Warum ist das nicht da und jenes nicht da?“. Ja das liegt da an ganz vielen Sachen. „Warum liegt Glasfaser nicht an den Schulen, et cetera?“, weil es nicht mitgedacht worden ist. Das kann man alles bemängeln, an der Stelle. Es ist richtig das zu bemängeln. Aber es gibt auch einen Grund zu sagen, „den kommunalen Medienentwicklungsplan“, weil da nämlich der Support da hinten dran ist, weil dann auch da dran steht. Also es macht dann auch Sinn einheitliche Geräte zu haben, damit man es dann nachher am Ende supporten kann. Das kann man mit mir lange und viel diskutieren. 10 Jahre IT kann man bei mir ganz, ganz viel diskutieren, aber auch eines meiner lieblings-, also wirklich Leidenschaftsthema „Digitalisierung“. Also dann lieber praktisch uns zusammensetzen hingucken und dann noch mal mehr Zeit nehmen darüber zu diskutieren, sehr gerne.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Frauke Havekost auch zum Thema Digitalisierung.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Ja, zum Thema Digitalisierung. Ich weiß nicht genau, ob du meintest, dass wir die Digitalisierung von Klasse 1 bis Klasse 12,13 voranbringen sollen? Ich hab da eine ganz persönliche Meinung – auch geprägt aus der Beobachtung von vielen, vielen Jugendlichen, und auch nicht wissenschaftlich fundiert: Ich glaube gar nicht, dass wir in Klasse 1 bis 8 digitale Endgeräte an den Schulen brauchen. Für mich macht das rein vom Lehrstoff her absolut Sinn, ab einem bestimmten Alter jedem Kind dasselbe Gerät praktisch zu geben, damit es auch dieselbe Lernumgebung hat. Eine sehr gute Ausstattung, an den Schulen ist wichtig, mit Druckerkabinetten, damit auch jedes Kind, das im Elternhaus keinen Drucker zur Verfügung hat, drucken und recherchieren kann. Also da hab ich vielleicht eine andere Meinung. Ich glaub aber auch und das bindet die zweite Frage das Psychosoziale Gesundheit und Digitalisierung etwas zusammenhängen könnten. Und ich finde die Frage zur psychosozialen Gesundheit aber fast noch wichtiger, weil ja auch in den Kliniken, also die Kinder und Jugendlichen stehen Schlange, um Plätze zu bekommen, in den Kinder und Jugendpsychiatrien. Und ob da Leistungs- und Lerndruck nicht auch eine große Rolle mitspielt. Das glaube ich mal gerne.
Joline (Kreisschüler*innenrat)
Also das Lernumfeld spielt auch eine große Rolle. Also an manchen Schulen ist es gar nicht möglich, richtig zu lernen, weil die Schüler sich nicht benehmen können und die Sozialarbeit spielt auch eine große Rolle. Man hat nicht genug Sozialarbeiter an Schulen. Also in meiner Schule ist das okay, wir haben 200 Schüler, eine Sozialarbeit ist OK, aber an anderen Schulen mit Tausenden von Schülern ist es nicht OK, wenn man da ein oder zwei Sozialarbeiter hat, weil die nun mal nicht hinterher kommen und sich nicht um alle Schüler kümmern können. Und deswegen habe ich dann noch mal eine Frage:
Wie kann man,… also wie wollen Sie dafür was machen, dass die Schulen mehr Sozialarbeiter kriegen?
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
So die Frage würde ich jetzt eigentlich gerne an jemanden geben, der zuletzt nicht geredet hat, vielleicht an Herrn Gräfe?
Konstantin Gräfe (die Linke)
Wir sind da wieder, glaub ich, ein bisschen weg von kommunalpolitischen Fragen und sehr stark auch bei landespolitischen Fragen und da geht es dann auch um die Frage von mentaler Gesundheit. Es gab bis vor wenigen Jahren ein sehr gutes Konzept, das die Linke in Brandenburg eingeführt hat. Das war das Konzept der Schulkrankenschwester – also sozusagen der Versuch noch nicht an allen, aber an immer mehr Schulen, neben Schulsozialarbeit, neben Schulpsychologin auch Schulkrankenschwestern anzubieten, die eben auch noch mal sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Blick nehmen. Das hat die Schwarz-Rot-Grüne Landesregierung vor 2 Jahren leider abgeschafft, und das ist, glaube ich, der Punkt sozusagen, wo wir gerade sind.
Wir sind gerade in der Situation, wo wir nicht im Aufbau sind, sondern tendenziell im Abbau, und ich glaube sozusagen, wir brauchen ein starkes Bündnis auch von Schüler*innenvertretungen, aber auch von Elternvertretungen, dass wir wieder einen Wechsel hinbekommen und sozusagen Landespolitik bekommen, die versucht eben mehr Schulsozialarbeit, mehr Schulpsycholog*innen und wieder das Schulkrankenschwesterprogramm in den Schulen einzuführen, um Bildung insgesamt in Brandenburg zu verbessern.
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ich würde jetzt aus Zeitgründen eigentlich gerne die Frage mit in den Landtagswahlkampf geben, der ja auch bald ansteht. Und ich glaube, da sehen wir uns dann einfach wieder, Joline, auch mit euch zusammen als Kreisschüler*innenrat und stellen die Fragen noch mal. Weil ich glaube, dass tatsächlich viele der heute angesprochenen Themen auch aus unserem Kontext noch mal Landesthemen sind und wir dann entsprechend Antworten bekommen. Und falls jetzt aber doch noch jemand aus der Runde was zu den Fragen sagen will kurz, dann hat er eben die 10 bis 20 Sekunden für die Abschlussrunde und ich fang bei Franziska Ludwig an.
Franziska Ludwig (Die Partei)
Julie, danke nochmal, dass du die Frage mitgebracht hast und ich kann dir versprechen. Ich solidarisiere so viele junge Menschen, wie ich kann, immer wieder und versuch die zu Selbstwirksamkeit zu erziehen und ihnen dabei zu helfen, damit sie immer lauter werden und auch endlich gehört werden.
Konstantin Gräfe (die Linke)
Ich werbe für 3 Stimmen bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung für die Linke und eine Stimme bei der Europawahl für die Linke, die ja eben auch am 9. Juni stattfindet, weil die Linke aus meiner Sicht die einzige Partei ist, die konsequent von Potsdam bis Brüssel die Frage von bezahlbarem Wohnraum adressiert und hier sozusagen Konzepte vorlegt, um einmal die Mietpreissteigerungen zu begrenzen und zweitens den größten Mietpreistreiber, nämlich die Immobilienspekulation, endlich zu beenden. Da sind wir gerade die einzigen – leider. Wir versuchen Bündnisse zu bauen mit anderen, damit das mehr werden, aber im Moment ist die Linke von Potsdam bis Brüssel die einzige Partei, die für bezahlbaren Wohnraum konsequent steht. Vielen Dank.
Holger Rohde (FDP)
Wir stehen ja für individuelle Freiheit und Entfaltung jedes einzelnen Menschen ohne Vorschriften zu machen. Das betrifft die Bereiche Mobilität, Wohnen, aber auch Bildung. Und Digitalisierung, ist ein ganz wichtiger Punkt für uns. Also auch Medienkompetenz, wo also nicht nur die Geräte sind wichtig, sondern auch wie gehe ich mit denen um? Wie gehe ich mit dem Inhalten um, die mir da begegnen? Und was spezielle Projekte hier im Wahlkreis betrifft, würde ich erstmal auf starke Bürgerbeteiligung setzen und erstmal fragen, „Was ist denn für ein Bedarf?“. Und dann die verschiedenen Bedarfe abwägen und zu einer Entscheidung zu einem Projekt kommen.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Geht es jetzt um die 3 Kreuze?
Robert Witzsche (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Ja.
Frauke Havekost (Bündnis 90/die Grünen)
Also die 3 Kreuze haben ganz sicherlich Bündnis 90/die Grünen verdient, und zwar einfach aus dem Grund, weil wir die Partei sind, die die größte Herausforderung, die die Menschheit derzeit zu bestehen hat – den Klimawandel – ernsthaft anpacken wollen, auch hier in der Stadt. Vor ein paar Jahren sind die Schüler und Schülerinnen auf die Straße gegangen, um hier tatsächlich uns alle anzutreiben, uns Erwachsenen und Politiker*innen, und da ist ein bisschen was in Bewegung gekommen. Leider auch ein bisschen Stillstand wieder. Und ich kann nur dafür werben, gerade auch die 18- und 16-Jährigen, die jetzt zur Kommunalwahl wählen können:
Nehmt diese Verantwortung wahr und wählt die Partei, die für den Klimawandel praktisch Maßnahmen entwickeln möchte.
Grit Schkölziger (SPD)
Mit mir bekommt man wirklich eine sehr leidenschaftliche, eine hartnäckige Bildungspolitikerin, die durchaus – und das ist mir immer total wichtig – die Kinder in den Mittelpunkt stellt. Aber grundsätzlich ist es wichtig, dass überhaupt Menschen wählen gehen. Wie auch immer Sie sich am Ende entscheiden, gehen Sie bitte wählen! Geben Sie ihre Stimme den demokratischen Parteien – danke!
Tabea Gutschmidt (CDU)
Wir haben ja heute Abend viel darüber gehört, also 15€ -Ticket, ÖPNV, Verkehr. Müssen wir mal noch mal drüber sprechen. Digitalisierung müssen wir mal noch mal drüber reden und diskutieren. Sportstättenbau seit über 10 Jahren diskutieren wir über Sportstätten und Freizeitanlagen und ehrlich gesagt bin ich es Leid immer noch zu diskutieren, zu reden, zu reden, zu reden. Deswegen jetzt mal den Wechsel wählen, SPD war lange genug, jetzt CDU dran und deshalb am 9. Juni alle 3 Kreuze für die CDU.
Catharina Kahl (KiTa-Elternbeirat Potsdam)
Vielen Dank für die spannende Runde heute Abend und den Schlagabtausch. Ja, du hast es schon gesagt, wir sollten uns tatsächlich auch noch mal im Landtagswahlkampf nachher einfach wieder den Themen widmen. Von daher würde ich gerne die Runde für heute Abend schließen. Ich bedanke mich, das war eine sehr erfrischende Runde! Vielen Dank!
[1] Die Partei die Partei behauptet von sich selbst immer wieder sehr, sehr gute Politik zu machen. Dies war Anlass für das Zitat bei der Vorstellung der Kandidatin.