1, 2, 3, 4, Eckstein – alles muss daheim sein…

Wir sind in einer für uns alle bisher nie da gewesenen Situation. Zum Wohle der Gesundheit unserer Gesellschaft mussten harte Maßnahmen herbeigeführt werden. Dass dies richtig und wichtig ist und dennoch so manchen hart trifft, ist klar. Gerade nach der Verlängerung der Maßnahmen wird nun laut danach gefragt, wann sich was lockert und wer wie stark betroffen ist.

Das Aushalten ist für alle schwierig, aber jede Gruppe kann in Ihrer Rolle Forderungen stellen – nur eine nicht. In all den Debatten wird eines viel zu wenig diskutiert: Wie geht es unseren Kindern damit?
Ihnen fehlt ihre Gruppe, ihr Austausch, ihr soziales Korrektiv. Wir wissen längst: Kinder sozialisieren sich in der Gruppe. Das war schon immer so und besonders als der Mensch noch in Gruppen lebte. Da waren die Kinder mit drei Jahren Teil der Kindergruppe bis sie mit der Pubertät zu den Erwachsenen zählten. In dieser Gruppe gab es keinen Erwachsenen, nur die Kinder unter sich. Sie erzogen sich untereinander. Heutzutage findet das hauptsächlich in Kindertagesstätten statt – nur eben jetzt nicht, weil Corona das vorübergehend unmöglich macht.
Unseren Kindern fehlen die Freunde, ihnen fehlt die Gruppe, vermutlich besonders bei jenen, die gerade nur sich haben. Ihnen fehlen aber auch ihre Hobbies, Ausflüge, ihre Onkel und Tanten, Großeltern und vielleicht auch mal der Spielplatz – wenn sonst auch ein Stock oder ein Stein die Welt schon verzaubern kann. All das ertragen sie bisher, genau wie die gestressten Eltern, die daheim Arbeit, Kindererziehung, Bildung und Verköstigung jonglieren müssen, oder die besorgten Eltern, die gerade vielleicht finanzielle Nöte haben oder sich Gedanken um die Ansteckung ihrer eigenen Eltern oder Verwandten aus Risikogruppen machen. Unsere Kinder kooperieren mit der Situation, so gut es eben geht – und dennoch geht es Ihnen damit vermutlich nicht so wirklich gut. Was sollen sie auch machen? Ihnen fehlt die Lobby, der sich andere bedienen und die mit Pressearbeit auf ihre Umstände aufmerksam machen können. Die größeren Kinder und auch wir Erwachsenen können mit Smartphone, Festnetz-Telefon und E-Mail den Austausch mit den Freunden und Verwandten suchen und sind somit in der Lage, wenigstens ein paar unserer sozialen Kontakte zu pflegen. Aber gerade die Kleinen aus Kita und Grundschule können sich meist nur gegenüber ihrer Familie äußern – sie trifft die Isolation besonders hart. Wenn überhaupt, so sind sie auf ihre großen Mitmenschen angewiesen, ihnen den Kontakt zu den Freunden herzustellen. Und dann ist es für diese kleinen Menschen zudem unlängst schwieriger, über dieses Medium die Freundschaft auszuüben – ergibt sich doch im normalen Alltag vieles aus dem gemeinsamen Spiel oder der Situation. Doch dazu bedarf es einer Leibhaftigkeit, die gerade nicht umsetzbar ist.

Was können wir für sie tun? Wir können versuchen, mit Videotelefonie, Walkie-Talkies oder dem klassischen Brief Abhilfe bei der Sehnsucht nach den Freunden zu schaffen. Vielleichtkann man eine Schatzsuche für den Freund organisieren – ein Elternteil geht mit einem Kind und Kreide vor und später folgt dann der/die Freundin mit einem Elternteil den Hinweisen? Wir können (und sollten) uns so gut es geht entspannen. Nicht jede Regel muss unter den jetzigen Umständen durchgesetzt werden. Ein bisschen mehr Fernsehen als sonst, eine Süßigkeit mehr, ein bisschen mehr von allem – das ist jetzt legitim.

Für alle ist die Situation neu, für alle ist sie in irgendeiner Form schwer. Und für alle kommt ein danach. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass sich unsere Kinder später nicht nur daran erinnern, dass es diese Krise gab, sondern vor allem, mit wem und wie sie die Krise gemeistert haben.

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